Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin
Gefragter Spezialist für Krankheitserreger oder UmweltgifteDie Fachärztin oder der Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin sichert Orte wie Kliniken und Krankenhäuser vor gefährlichen Krankheitserregern. Gleichzeitig arbeiten sie daran, Gesundheitsschäden durch exogene Faktoren wie Umweltgifte zu vermeiden oder zu behandeln. Was ihre Arbeit genau umfasst, steht hier.
Facharzt für Umweltmedizin und Hygiene vereint zwei Arbeitsschwerpunkte
Einfach formuliert, beschäftigen sich die Fachärztin und der Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin mit Stoffen, Partikeln, Viren und Keimen sowie biophysikalischen Reizen (Lärm, UV-Strahlung, Elektrosmog, Radioaktivität) natürlichen oder künstlichen Ursprungs, die einen schädigenden Einfluss auf die menschliche Gesundheit haben können. Das fachliche Wissen und die möglichen Tätigkeitsbereiche von ausgebildeten Umweltmedizinern und Hygienikerinnen sind umfassend und abwechslungsreich.
Übrigens: Im beruflichen Alltag ist es eher selten, dass die beide Arbeitsbereiche Umweltmedizin und Hygiene eine gleichwertige Rolle spielen. Meist legen sich die Fachärzte auf einen Schwerpunkt fest. Auf der anderen Seite gibt es Überschneidungen beider Bereiche, weshalb seit 1992 diese Form der Facharztausbildung für Hygiene und Umweltmedizin zusammengefasst wurde. Zusätzlich kreuzen sich ihre Arbeitsfelder mit denen einer Vielzahl weiterer Naturwissenschaftler und Fachärzte: Biologen, Apothekern, Virologen, Infektiologen, Epidemiologen oder Arbeitsmedizinern.
Wo arbeiten Umweltmediziner und Hygieniker
Fachärztinnen und Fachärzte für Hygienefragen arbeiten an Kliniken, Krankenhäusern oder angestellt in Gemeinschaftspraxen mit vorwiegend ambulantem Charakter, aber ebenso als externe BeraterInnen medizinischer Einrichtungen oder in der analytischen Arbeit in Laboratorien. Häufig sind sie auch im öffentlichen Gesundheitsdienst angestellt, vorwiegend bei Gesundheitsämtern. Die Spezialisten für Infektionsprävention finden zusätzlich in der Forschung und der pharmakologischen Industrie sowie bei einschlägigen Berufsverbänden Arbeit.
Aber auch staatliche Gesundheitsämter sind ein zentraler Dreh- und Angelpunkt für die Anordnung und die Kontrolle spezieller Hygienemaßnahmen. Sie arbeiten vorbeugend, in Krisenzeiten und bei Epidemien aber auch aufklärend bei lokal begrenzten Infektionsgeschehen (z. B. EHEC). Der Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin am Gesundheitsamt betreut Einrichtungen und Unternehmen medizinischer Versorgung. Ebenso kümmert er sich um Institutionen mit öffentlichem Publikumsverkehr, beispielsweise Alten- und Pflegeheime, Schulen, Kindergärten, Schwimmbäder und Badegewässer.
In den Verantwortungsbereich des Spezialisten fällt nicht allein die Vermeidung und Verfolgung von Infektionswellen, auch die Sicherung vor Schadstoffbelastungen in Luft, Wasser oder kontaminierten Böden gehört zu seinem Metier. Oberste Dienststellen der Gesundheitsämter sind das Robert-Koch-Institut sowie das Bundesgesundheitsministerium.
Als Mitarbeiter medizinischer Labore oder von Beratungsdienstleistern analysieren, beraten und unterstützen die Fachärzte für Hygiene und Umweltmedizin verschiedene Einrichtungen hinsichtlich ihrer Hygiene- und Infektionsprävention. Mögliche Belastungen mit Schadstoffen, auch radioaktiver Natur, werden einbezogen. Die Gesprächs- und Kooperationspartner als Hygienebeauftragte sind niedergelassene Ärzte, Klinikärzte und Hygienepersonal unterschiedlicher fachlicher Bereiche.
Haupteinsatzgebiet für Hygieniker
Ein wesentlicher Arbeitsbereich von Fachärztinnen und Fachärzten für Hygiene und Umweltmedizin ist das Minimieren von Infektionsrisiken an kurativen Einrichtungen, das heißt in Kliniken und Krankenhäusern. Funktionierende Hygienepläne sind unverzichtbar für die Qualität und den Erfolg der medizinischen Einrichtungen. Dabei gilt es, sowohl PatientInnen als auch das Personal zu schützen. Das Heraustragen von Keimen aus den klinischen Institutionen (Nosokomialinfektionen) ist ein zunehmend wichtiger Teil ihres Wirkens.
Ambulant und kurativ tätig als Umweltmediziner
Für Umweltmediziner steht neben der Forschung ebenfalls der präventive Gesundheitsschutz auf dem Plan. Der Facharzt behandelt aber auch Patienten. Typisch ist für seinen Praxisalltag das Ergründen zunächst unerklärlicher Krankheitsverläufe und Symptomatiken: Mittels Blut-, Urin- und Gewebeproben wird nach Giften und Schadstoffen gefahndet.
Die Arbeit des Umweltmediziners scheint dabei teils wie Detektivarbeit, bei der zusätzlich psychologisches und zwischenmenschliches Fingerspitzengefühl gefragt ist. Der Leidensdruck der betroffenen Patienten ist häufig über Jahre gewachsen und erheblich. Ist die Ursache der Krankheitssymptome gefunden, erarbeitet, verordnet und überprüft der umweltmedizinisch tätige Facharzt die Behandlung und die Therapie. Auch Konzepte oder Maßnahmen zur Vermeidung der auslösenden Belastung werden von ihm entwickelt. Überschneidungen mit Fachleuten der Arbeitsmedizin und Allergologie sind in diesem Tätigkeitsbereich möglich.
Ein kleines Manko: Einige Kausalitäten von Umweltbelastung und Krankheit gelten als noch nicht einwandfrei erwiesen. Dies ist ein Grund, warum umweltmedizinische Leistungen, trotz langjähriger Bemühungen von Verbänden und Vertretern dieser Fachrichtung, bis Dato (04/2020) nicht im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherungen aufgenommen sind.
Ausbildung als Facharzt für Umweltmedizin und Hygiene
Der Weg zum Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin ist noch immer ein sehr selten gewählter. Jedoch nimmt das Bewusstsein für die Notwendigkeit solcher Spezialisten zu. Weltweit bedrohliche Krankheitsgeschehen wie die Corona-Krise (2020) machen dies deutlich. Dass das notwendige umfangreiche Fachwissen für die Arbeit als Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin nicht mal eben in ein paar Vorlesungen eines Semesters passen, ist klar. Nach sechsjährigem medizinischem Studium und dem Zweiten Staatsexamen hat der Medizinstudent seine Approbation in der Tasche.
Nun erarbeitet sich der Mediziner als Assistenzarzt in einer mindestens 5-jährigen Weiterbildungszeit sein Wissen für Hygiene und Umweltmedizin. Diese Ausbildung erfolgt nach den Maßgaben der Weiterbildungsordnung (WBO) der jeweilig zuständigen Landesärztekammer.
Verdienstmöglichkeiten in der Hygiene und Umweltmedizin
Der Verdienst der Fachärztinnen und Fachärzte für Hygiene und Umweltmedizin fällt äußerst unterschiedlich aus – geschuldet ist das den unterschiedlichen Beschäftigungsverhältnissen in privaten Wirtschaftsunternehmen, im öffentlichen Gesundheitsdienst oder aber an privaten Kliniken und Krankenhäusern. Die weite Spanne liegt üblicherweise zwischen 55.000 Euro mit beginnender Assistenzarztzeit bis hin zu seltenen 120.000 Euro Jahresverdienst als leitender Oberarzt. Auch Chefarztstellen in der Hygiene und Umweltmedizin sind möglich. Für solch exponierte Verantwortung werden die Gehälter meist außertariflich festgelegt.
Fachärzte für Hygiene und Umweltmedizin führen äußerst selten eine eigene Praxis in ihrem Fachgebiet. Niedergelassene Fachärzte mit dieser Ausbildung haben zumeist mindestens einen weiteren Facharzttitel, beispielsweise für Allgemeinmedizin, für Innere Medizin, Allergologie oder Virologie und Epidemiologie. Aufgrund dieser Tatsache gibt es in den Statistiken des Bundes keine konkreten Zahlen zum Reinertrag einer Praxis für Hygiene und Umweltmedizin.
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Stand: Mai 2020