Ärzte-Gehälter nach Fachrichtung im Überblick

Arzt-Gehalt mit eigener Praxis

Ärzte sind gesellschaftlich hoch angesehen und verdienen gut. Damit werden sie nach einer langen und fordernden Ausbildung gleich doppelt belohnt. Doch bei der finanziellen Entlohnung, sprich beim Gehalt für Ärzte, gibt es große Unterschiede. Während angestellte Ärzte in Krankenhäusern überwiegend nach Tarifvertrag bezahlt werden, gibt es bei niedergelassenen Ärzten je nach Fachrichtung enorme Diskrepanzen. Ein Überblick.

So hoch ist das Gehalt von niedergelassenen Ärzten und Ärztinnen

Wer Arzt werden möchte, hat die Wahl zwischen zahlreichen Fachrichtungen. Bei der Entscheidung für eine Arzt-Fachrichtung spielen persönliches Interesse sowie individuelle Stärken eine wichtige Rolle, aber auch die Frage: Welcher Arzt verdient am meisten? Die Unterschiede sind insbesondere dann groß, wenn die Gründung einer Praxis zum Berufsziel gehört.

Das Statistische Bundesamt schaut regelmäßig auf die Einnahmen niedergelassener Ärze und Ärztinnen. Die folgende Tabelle zeigt, wie hoch die Einnahmen der Ärzte in den Arztpraxen in den einzelnen Fachgebieten 2021 waren. Alle Beträge sind Bruttobeträge in Euro und beziehen sich auf ein Jahr. Sie sind nach der Höhe der Einnahmen pro Praxis geordnet.

Gehalt niedergelassener Ärzte: Brutto-Einnahmen absteigend

FachgebietEinnahmen pro Praxis
Radiologie2.836.000
Augenheilkunde1.212.000
Orthopädie805.000
Chirurgie746.000
Innere Medizin749.000
Urologie724.000
Dermatologie702.000
Kinder- und Jugendmedizin545.000
Hals-Nasen-Ohren554.000
Gynäkologie501.000
Allgemeinmediziner537.000
Neurologie / Psychotherapie418.000

Ärzte-Gehälter: Wieso gibt es so große Unterschiede?

Wie die Tabelle im oberen Absatz zeigt, sind die Unterschiede bei den Gehältern niedergelassener Ärzten enorm. Bei einem angestellten Arzt entscheiden Kriterien wie die Qualifikation und Berufserfahrung über die Höhe seines Gehaltes, das ist im Tarifvertrag für Ärzte der verschiedenen Einrichtungen so geregelt.

Auch die Art der Einrichtung, in der der angestellte Arzt arbeitet, also ob er oder sie in einem kommunalen Krankenhaus, in einer Universitätsklinik oder einer privaten Klinik arbeitet, hat Einfluss auf den Tarifvertrag und damit das Gehalt. Bei den niedergelassenen Ärzten hingegen spielt vor allem die Fachrichtung eine entscheidende Rolle bei der Höhe des ärztlichen Einkommens.

Ein niedergelassener Arzt für Neurologie oder Psychotherapie mit eigener Praxis nimmt im Schnitt nicht einmal ein Drittel von dem ein, was eine Praxis für Radiologie an Einnahmen generiert - gemessen an den Einnahmen pro Praxisinhaber. Dies liegt unter anderem daran, dass die Behandlung eines Patienten beim Radiologen in der Regel deutlich kürzer ist als beispielsweise eine Sitzung bei einem Facharzt für Psychotherapie. Somit kann der Radiologe eine größere Anzahl an Patientinnen und Patienten pro Tag behandeln.

Ein weiterer Grund für die Höhe der Einnahmen von Radiologen sind die teuren medizinischen Geräte, die er anschaffen und einkalkulieren muss, um als niedergelassener Facharzt für Radiologie tätig werden zu können. Solche Anschaffungen müssen weder ein Arzt für Psychotherapie noch ein Allgemeinmediziner leisten. Bei Letzteren liegt der Fokus vor allem auf den Praxisräumen und deren Einrichtung sowie der nötigen Grundausstattung für Untersuchungen, Administration oder Empfang.

Diese Arzt-Fachrichtungen bringen am meisten Geld

Beim Vergleich von Arztgehältern bei niedergelassenen Medizinern müssen wie bei allen Selbstständigen neben den Einnahmen auch die Kosten betrachtet werden. Eine Praxis für Radiologie beispielsweise hat im Schnitt pro Jahr Kosten in Höhe von 1.734.000 Euro. Nach Abzug dieses Betrages bleiben der Radiologie-Praxis am Ende des Jahres noch 1.103.000 Euro übrig.

Bei einem Arzt für Psychotherapie oder Neurologie hat das Statistische Bundesamt einen Reinertrag in Höhe von 232.000 Euro ermittelt. Dieser Wert beträgt mehr als die Hälfte der Einnahmen. Allgemeinmediziner erwirtschaften im Schnitt pro Jahr einen Reinertrag von 292.000 Euro pro Praxis. Folgende Tabelle enthält die vom Statistischen Bundesamt ermittelten Reinerträge. Darin nicht enthalten sind Kosten für Altersvorsorge, Krankenversicherung, Rente, Steuern oder die Übernahme einer Praxis.

Die vom Statistischen Bundesamt ermittelten Arztgehälter sind Durchschnittswerte. Was ein niedergelassener Arzt tatsächlich verdient, liegt nicht nur an seinem Fachgebiet und der Art und Weise seiner Arbeit, sondern auch an seinem Wohnort. Bei allen niedergelassenen Ärzten, egal ob Augenarzt, Allgemeinmediziner oder Dermatologe, gibt es auch wesentliche Gehaltsunterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern.

Gehalt niedergelassener Ärzte: Reinertrag in Euro

FachgebietReinertrag pro Praxis
Allgemeinmedizin1.103.000
Augenheilkunde541.000
Chirurgie362.000
Dermatologie317.000
Gynäkologie351.000
Hals-Nasen-Ohren371.000
Innere Medizin344.000
Kinder- und Jugendmedizin271.000
Neurologie / Psychotherapie288.000
Orthopädie245.000
Radiologie292.000
Urologie232.000

*Quelle: Statistisches Bundesamt

Beim Arzt-Gehalt zählt der Wohnort mehr als die Leistung

Nach Angaben des Internetportals gehaltsvergleich.com verdienen niedergelassene Ärzte in Bayern zwischen etwa 5.320 und knapp 10.600 Euro pro Monat (ermittelt im Mai 2023). In Hamburg reichen die ermittelten Gehälter von rund 6.200 Euro bis fast 10.600 Euro. In Sachsen hingegen liegt die Bandbreite der Gehälter für niedergelassene Ärzte bei 5.300 bis 9.100 Euro. In Mecklenburg-Vorpommern sind es 4.924 bis 8.400 Euro.

Das Portal gehalt.de erlaubt ebenfalls einen Vergleich von Gehältern aufgeteilt nach Branchen und Bundesländern. Demnach verdient ein niedergelassener Hausarzt in Bayern zwischen 5.950 und rund 11.000 Euro brutto im Monat. In Baden-Württemberg liegt der Wert sogar noch etwas darüber. In Mecklenburg-Vorpommern hingegen reichen die Gehälter von 4.300 bis etwas über 8.000 Euro. Auf einem ähnlichen Niveau liegt der Verdienst niedergelassener Hausärzte in Sachsen (ermittelt im Juli 2020).

Gehalt niedergelassene Ärzte: Ost versus West

Das Statistische Bundesamt hat den Reinertrag der einzelnen Arztpraxen in alte und neue Bundesländer aufgeteilt. Ein Blick auf diese Zahlen ergibt einen klaren finanziellen Vorteil für Ärzte in den alten Bundesländern. Die Unterschiede variieren jedoch von Fachgebiet zu Fachgebiet. Bei den Neurologen liegt der Reinertrag je Praxis in den neuen Ländern sogar über dem in den alten Bundesländern. Auch bei der Allgemeinmedizin haben die neuen Bundesländer beim Reinertrag je Praxisinhaber die Nase vor den alten Ländern.

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