Der Facharzt für Herzchirurgie

Spezialist für Operationen am Herzen

Herzchirurgen befassen sich mit der operativen Behandlung angeborener und erworbener Erkrankungen und Verletzungen des Herzens sowie herznaher Gefäße. Weitere Informationen zum Werdegang, zur Tätigkeit und zum Verdienst sind im Folgenden zusammengestellt.

Aufgabenfeld und Arbeitsbedingungen

Seit 1993 ist die Herzchirurgie ein eigenständiges Fachgebiet, das eine wichtige Ergänzung zu angrenzenden Fächern wie Kardiologie und Gefäßchirurgie darstellt. Eine große Rolle in diesem Bereich spielen Herztransplantationen. Deutlich häufiger setzen Fachärzte für Herzchirurgie aber Herzklappen ein oder legen Bypässe. Herzchirurginnen und Herzchirurgen untersuchen, diagnostizieren und behandeln Erkrankungen, Fehlbildungen und Verletzungen des Herzens, der umliegenden Gefäße und des angrenzenden Mittelfells (Mediastinum). Auch Eingriffe an der Lunge können zu ihrem Aufgabenbereich gehören, sofern diese von herzchirurgischen Therapiemaßnahmen betroffen ist.

Im Rahmen der Befunderstellung führen Fachärzte für Herzchirurgie ein eingehendes Anamnesegespräch mit den Patienten über deren Beschwerden und ihre Krankheitsgeschichten. Zur Diagnosestellung nutzen sie verschiedene Untersuchungsmethoden wie

  • Ruhe-, Langzeit- oder Belastungs-EKG,
  • Röntgen,
  • Computertomografie oder
  • Herzkatheter.

Anschließend beraten sie ihre Patienten über mögliche Therapiemaßnahmen wie die Behandlung von Herzrhythmusstörungen, das Weiten verschlossener Adern, eine Bypassoperation oder das Einsetzen von Herzklappen oder eines Herzschrittmachers. Operationen führen sie zum Teil mithilfe von Assistenzsystemen durch. Hierbei steuern sie das medizinische Equipment per Computer.

Neben chirurgischen Eingriffen gehören auch die Herz-Lungen-Wiederbelebung, die intensivmedizinische Infusions- und Transfusionstherapie, die Schocktherapie und die orale und parenterale Ernährung zum Fachgebiet von Herzchirurginnen und Herzchirurgen. In der Intensivüberwachung und -therapie herzchirurgischer Patienten mit lebensbedrohlich gestörten Vital- oder Organfunktionen pflegen Fachärzte für Herzchirurgie eine enge Zusammenarbeit mit anderen intensivmedizinischen Fachkräften. Darüber hinaus beraten sie Patienten und Rehabilitanden mit nicht chirurgisch behandelbaren Herzerkrankungen und verordnen oder verabreichen individuell abgestimmte Medikamente.

Viele Erkrankungen und Schädigungen des Herzens und des Herz-Kreislaufsystems lassen sich durch eine gesunde Lebensführung verhindern oder zumindest abschwächen. Herzchirurginnen und Herzchirurgen bieten Vorsorgeuntersuchungen an und beraten ihre Patienten diesbezüglich.

Neben der Prävention ist auch die Rehabilitation in diesem Fachgebiet von großer Bedeutung. In diesem Zusammenhang geben Fachärzte für Herzchirurgie Patienten nach Herzoperationen sowie Menschen mit schweren Herzerkrankungen wertvolle Hinweise zur Umstellung von Lebens- und Ernährungsgewohnheiten und erläutern ihnen verschiedene Möglichkeiten zur Verbesserung der Lebensqualität wie den Einsatz bestimmter Medikamente oder spezieller Therapieformen.

Im Bereich der wissenschaftlichen Forschung und Lehre tätige Herzchirurgen wirken an medizinischen Forschungsvorhaben mit und verfassen Forschungsberichte. Des Weiteren gehört es zu ihren Aufgaben, Seminare und Vorlesungen vorzubereiten und abzuhalten, Unterricht nachzubereiten und gegebenenfalls Prüfungen abzunehmen.

Unter welchen Bedingungen arbeiten Herzchirurgen?

Da Notfälle wie akute Erkrankungen oder Herzinfarkte jederzeit vorkommen können, müssen Fachärztinnen und Fachärzte für Herzchirurgie hinsichtlich ihrer Arbeitszeiten flexibel sein. In Krankenhäusern und Kliniken gehören Schicht-, Nacht- und Bereitschaftsdienste zum Alltag. Für niedergelassene Herzchirurginnen und Herzchirurgen fallen turnusmäßig Wochenend- und Feiertagsdienste oder Rufbereitschaften an.

Einen großen Teil ihrer Arbeitszeit verbringen Fachärzte für Herzchirurgie mit verwaltenden Aufgaben wie dem Erstellen ärztlicher Gutachten, dem Verfassen von Krankenberichten oder der Leistungsdokumentation. Ärztinnen und Ärzte mit eigener Praxis müssen außerdem damit verbundene verwaltende und kaufmännische Tätigkeiten übernehmen. Eine wichtige Aufgabe dieses Berufsstandes ist zudem das Anleiten und Ausbilden des ärztlichen Nachwuchses sowie des Praxis- und Krankenpflegepersonals.

Ausbildung zur Herzchirurgie

Wer nach einem absolvierten Medizinstudium eine Tätigkeit als Facharzt für Herzchirurgie aufnehmen möchte, muss eine sechsjährige Weiterbildung absolvieren. Diese unterteilt sich ein eine 24-monatige Basisweiterbildung, von der jeweils sechs Monate in der Notfallaufnahme und in der Intensivmedizin abzuleisten sind, und eine 48-monatige fachspezifische Weiterbildung im Bereich der Herzchirurgie. Hier sind 12 Monate in der Inneren Medizin und Kardiologie oder in der Pädiatrie mit Schwerpunkt Kinderkardiologie anrechenbar.

Während der Facharztausbildung beschäftigen sich die angehenden Herzchirurginnen und Herzchirurgen unter anderem mit folgenden Weiterbildungsinhalten:

  • Erkennen, Klassifizieren, Behandeln von Erkrankungen und Verletzungen am Herzen einschließlich der Nachsorge
  • Indikationsstellung konservativer und operativer Behandlungsmethoden von Herzerkrankungen
  • Grundlagen der Diagnostik und Therapie angeborener Herzerkrankungen
  • Ultraschalluntersuchungen bei herzchirurgischen Erkrankungen und Verletzungen
  • Punktions- und Katheterisierungsverfahren einschließlich des Legens von zentralvenösen Zugängen und Drainagen
  • Anwendung von Kreislaufassistenzsystemen wie der Herz-Lungen-Maschine
  • herzchirurgische Eingriffe wie Operationen an den Koronargefäßen oder Herzklappen, Rekonstruktionen peripherer Gefäße oder Implantation von Herzschrittmachern oder Defibrillatoren

Darüber hinaus thematisiert die Weiterbildung wichtige medizinische Gesetze, Richtlinien und Verordnungen sowie ethische und wissenschaftliche Grundlagen ärztlichen Handelns und medizinischer Notfallsituationen.

Zukunftsaussichten in der Herzchirurgie

Nach Abschluss der Facharztausbildung können die Mediziner im Rahmen ergänzender Fortbildungen Zertifikate in folgenden Subdisziplinen nach den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) erwerben:

  • Chirurgie angeborener Herzfehler
  • katheterbasierte Therapie von Herzklappen (TAVI)
  • Herzschrittmacher, ICD- und CRT-Therapie
  • Invasive Therapie der Herz- und Lungeninsuffizienz

Darüber hinaus eröffnen Master-Studiengänge in Fachrichtungen wie Gesundheitsmanagement, Gesundheitsökonomie, Medizinische Informatik oder Gesundheitswissenschaften zusätzliche Karrierechancen. Gehobene Positionen in Kliniken oder eine wissenschaftliche Laufbahn an einer Universität erfordern in aller Regel eine Promotion, die Berufung zum Hochschulprofessor eine Habilitation. Letztere setzen die meisten Kliniken auch für die Position des Chefarztes voraus.

Gehalt Facharzt für Herzchirurgie

Wie viel ein Facharzt für Herzchirurgie verdient, hängt unter anderem von seiner Beschäftigungsform (angestellt oder selbstständig) und seinem genauen Tätigkeitsfeld ab. Herzchirurginnen und Herzchirurgen in öffentlichen Kliniken und Krankenhäusern erhalten in der Regel ein tariflich festgelegtes Einkommen, das von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich ausfallen kann. Für Angstellte in Unikliniken oder privaten Häusern gelten andere Verträge und Bedingungen, die sich von Haus zu Haus unterscheiden können. Abhängig von der Entgeltgruppe sind für öffentliche Krankenhäuser folgende Gehälter möglich (Quelle: TV-Ärzte/VKA):

  • Assistenzarzt: 61000 bis 78.000 Euro
  • Facharzt: 80.000 bis 103.000 Euro
  • Oberarzt: 100.000 bis 115.000 Euro
  • Leitender Oberarzt / stellvert. Chefarzt: 118.000 bis 127.000 Euro

Die Vergütung für ÄrztInnen in höheren Positionen erfolgt häufig außertariflich. Daher sind hier zum Teil auch höhere Einkommen möglich.

Für die niedergelassenen Ärzte sind für dieses Fachgebiet kaum belastbare Daten zum Verdienst zu finden. Da das Einkommen aus selbstständiger Arbeit vom Umfang der Tätigkeit, der Kostenstruktur der medizinischen Einrichtung und weiteren Kriterien abhängt, kann es vom Tarifgehalt sowohl nach unten als auch nach oben abweichen.

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