Facharzt für Gefäßchirurgie

Ruhiges Händchen gesucht

Die Fachärztin bzw. der Facharzt für Gefäßchirurgie arbeitet in einem der traditionsreichsten Fachgebiete. Für ihren Job müssen die Spezialisten ein ruhiges Händchen und starke Nerven mitbringen. Doch wie wird man Gefäßchirurgin bzw. Gefäßchirurg und wie hoch ist das Gehalt?

Was macht ein Facharzt für Gefäßchirurgie?

Fachärzte für Gefäßchirurgie müssen stets Ruhe bewahren, denn sie behandeln und operieren sensible Gefäße des menschlichen Körpers. Daher genießen sie selbst unter ihren Kolleginnen und Kollegen einen besonderen Ruf.

Die Gefäßchirurgie konzentriert sich als Teilgebiet der allgemeinen Chirurgie auf die Erkrankungen des Gefäßsystems einschließlich Verletzungen und Fehlbildungen der Blutgefäße. Besonders häufig werden Eingriffe an den großen Hauptschlagadern wie der Aorta durchgeführt.

Auch die Auseinandersetzung mit Durchblutungsstörungen der sogenannten peripheren Schlagadern ist Teil der Gefäßchirurgie. Übliche Eingriffe in der Gefäßchirurgie sind Bypässe bei einem Verschluss von Gefäßen oder die Versorgung von Aneurysmen außerhalb des Kopfes.

Bereits seit der Antike werden gefäßchirurgische Methoden angewendet, zum Beispiel in Form der Gefäßligatur. Dabei werden Blutgefäße mit Hilfe von Fäden gezielt abgebunden. Das Fachgebiet kann somit auf eine lange Geschichte zurückblicken.

Zahlreiche Verfahren wie die Gefäßanastomose (Gefäßnaht) verwendet man bereits seit mehr als einem Jahrhundert. Diese Methode wurde 1902 vom französischen Mediziner Alexis Carrel entwickelt. Als eigenes Teilgebiet der Chirurgie existiert der Fachbereich Gefäßchirurgie in Deutschland seit 1977.

Wo arbeiten Fachärzte für Gefäßchirurgie?

Der typische Arbeitsplatz der Gefäßchirurginnen und Gefäßchirurgen ist das Krankenhaus. Hier sind etwa 84 Prozent der deutschen Fachärzte für Gefäßchirurgie beschäftigt (Stand: 2023). Auch eine Anstellung in einer Praxis oder die Eröffnung einer eigenen Facharztpraxis ist möglich. Zudem arbeiten einige Fachärzte für Gefäßchirurgie bei Behörden oder Körperschaften des öffentlichen Rechts. Das können zum Beispiel Gesundheitsämter oder Gesetzliche Krankenversicherungen sein.

Typischerweie arbeiten die Chirurginnen und Chirurgen in erster Linie in Untersuchungs- und Behandlungszimmern oder im Operationssaal. Zu ihrer Arbeit gehören auch Dokumentationspflichten und das Erstellen von Berichten, weshalb man sich auch darauf einstellen sollte, als Fachärztin bzw. als Facharzt für Gefäßchirurgie einige Zeit im Büro zu verbringen. Wird neben der ärztlichen auch eine lehrende Tätigkeit ausgeübt, was bei einer Stelle an einer Universitätsklinik häufig der Fall ist, gehört auch der Hörsaal zu den üblichen Arbeitsorten.

An wissenschaftlichen Einrichtungen steht die medizinische Forschung im Mittelpunkt der Arbeit. Dann kann es sein, dass man als Gefäßchirurgin bzw. Gefäßchirurg öfter im Labor steht. Um mit medizinischen Geräten und Werkzeugen umgehen zu können, ist es erforderlich, dass Fachärzte für Gefäßchirurgie lange und intensiv an diesen üben.

Wie wird man Facharzt für Gefäßchirurgie?

Um zur Weiterbildung „Fachärztin/Facharzt für Gefäßchirurgie“ zugelassen zu werden, benötigt man genau wie für jede andere Weiterbildung zum Facharzt die Approbation und somit ein erfolgreich abgeschlossenes Medizinstudium. Laut der Weiterbildungsordnung dauert die Weiterbildung zum Facharzt für Gefäßchirurgie sechs Jahre bzw. 72 Monate. 

Davon müssen die angehenden Fachärzte 48 Monate im Bereich der Gefäßchirurgie verbringen, sechs Monate in der Notfallmedizin und weitere sechs Monate in der Intensivmedizin. Die reistlichen 12 Monate können die angehenden Fachärzte sich einem Gebiet ihrer Wahl widmen, um weitere Kompetenzen zu erwerben.

Was verdient ein Facharzt für Gefäßchirurgie?

Während der Weiterbildung verdient ein Assitenzarzt in Deutschland laut Tarifvertrag zwischen 4.695 und 6.340 Euro im Monat (Stand: 2022). Je nach Anstellungsverhältnis können sich die Gehälter zum Teil stark unterscheiden. Beispielsweise werden Ärzte in kommunalen Krankenhäusern besser bezahlt als im Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD).

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Bei einer Anstellung an einer Universitätsklinik werden Ärzte gemäß ihrer Qualifikation in Gruppen eingeteilt. Beim Tarifvertrag für Ärzte an Universitätskliniken (TV-Ärzte) gibt es vier verschiedene Stufen:

 • Ä1 = Assistenzarzt/-ärztin

 • Ä2 = Fachärztin/Facharzt

 • Ä3 = Oberärztin/Oberarzt

 • Ä4 = Chefärztin/Chefarzt

Es ist allerdings auch möglich, außertarifliche Vereinbarungen zu treffen und das Gehalt zu verhandeln.

Laut des Tarifvertrags TV-Ärzte gelten folgend Jahresgehälter (Sufe 1):

 • Assistenzärztin/Assistenzarzt: 63.000 Euro

 • Fachärztin/Facharzt: 83.000 Euro

 • Oberärztin/Oberarzt: 105.000 Euro

 • Chefärztin/Chefarzt: 123.000 Euro

(Stand: 2024)

Spezialisierungen und Fortbildungen für Fachärzte der Gefäßchirurgie

Bei dem Facharzttitel Gefäßchirurgie handelt es sich bereits um einen sehr spezialisierten Beruf. Allerdings schadet auch hier der Blick „über den Tellerrand“ nicht. So werden beispielsweise die Herzkranzgefäße von spezialisierten Herzchirurgen behandelt. Bei manchen Krankheitsbildern arbeiten also Gefäß- und Herzchirurgen eng zusammen, weshalb es sinnvoll sein kann, sich in diesem verwandten Feld fortzubilden. Zudem werden Spezialkurse für bestimmte Körperregionen, Methoden und Verfahren angeboten. Dazu zählen:

 • Endovaskuläre Techniken (Eingriffe ohne Operation)

 • Spezielle Erkrankungen der Halsschlagader (Carotis)

 • Phlebologie (Venenerkrankungen als Spezialgebiet innerhalb der Gefäßerkrankungen)

 • Fokus auf Oberschenkelgefäße

 • Strahlenschutz in der Interventionsradiologie

An der Privaten Akademie der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin gibt es darüber hinaus die Möglichkeit, sich zum „Endovaskulären Chirurg / Spezialist DGG“ zu qualifizieren. Fachärzten im Bereich Gefäßchirurgie stehen damit viele interessante Bildungschancen offen.

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