TV-Serie: KRANK Berlin

Samuel Jefferson: Vom Arzt zum Drehbuchautor

Samuel Jefferson ist ehemaliger Arzt und hat nun das Drehbuch für die Serie "KRANK Berlin" geschrieben
Sabine Stahl | 21.2.2025 | Lesedauer: 4 Minuten

Die neue Krankenhausserie "KRANK Berlin" spielt in einer Notaufnahme. Damit kennt sich Drehbuchautor Samuel Jefferson gut aus, denn er war mal Arzt.

Samuel Jefferson ist ein ehemaliger Arzt, der seine medizinische Karriere beendete, um Drehbuchautor zu werden. Seine neue Serie spielt also nicht ganz zufällig in einem Krankenhaus, und zwar im „schlimmsten Krankenhaus des Landes“, im „KRANK Berlin“. Die achtteilige 1. Staffel der Serie zeigt, wie eine neue Chefärztin in die Notaufnahme des KRANK kommt und dort auf erschöpftes und ablehnendes Personal und übergriffige PatientInnen stößt. Wir haben mit Hauptdarstellerin Haley Louise Jones gesprochen und wir haben uns mit Samuel über die neue Serie seine Karriere unterhalten.

„KRANK“ ist eine Abkürzung für Krankenhaus Neukölln, aber auch eine Anspielung. Wer oder was ist krank in deiner Serie?

Samuel: „Krank“ bezieht sich tatsächlich auch auf die Ärzte in der Serie. Im Grunde passt es auf alles, denn auch das Gesundheitssystem in Deutschland, wie überall, ist selbst etwas krank. Es gibt so viel Druck. Ich finde, der Beruf des Arztes ist sehr zufriedenstellend, allerdings ermöglicht es das System oft nicht, dass man die Art von Arzt ist, die man sein möchte. Man sieht das auch in der Serie. Die Ärzte und die Pflegekräfte haben nie genug Zeit – genau das ist auch meine Erfahrung.

Du sprichst von deiner Erfahrung als Arzt. Jetzt bist du Drehbuchautor. Wie war es für dich, wieder in einem Krankenhaus zu sein?

Samuel: Meine Letzte Schicht als Arzt war kurz vor Covid. Damals bin ich während meiner Ausbildung in Berlin an der Filmschule regelmäßig zurück nach London geflogen, um dort Schichten in der Notaufnahme zu machen. Während der Pandemie habe ich dann in London angerufen und gefragt: Braucht ihr mich? Und sie sagten: Wir brauchen eher Betten als Ärzte. Danach habe ich nicht mehr als Arzt gearbeitet. Als ich dann für die Serie ans Set kam und das Krankenhaus sah, da hat es sich ein bisschen so angefühlt, als wäre ich zurück.

Wie realistisch ist die Serie im Vergleich zum echten Krankenhausalltag?

Samuel: Ich denke, wenn man etwas wirklich Realistisches machen möchte, sollte man einen Dokumentarfilm machen. KRANK ist eine fiktionale Serie und es geht darum, einen Eindruck zu vermitteln und darum, das Publikum zu unterhalten. Das heißt, es ist nicht alles realistisch in KRANK, aber wir haben nur gezielt Dinge verändert. Ganz oft ging es dabei um Zeit. Vieles würde im echten Krankenhaus-Alltag weitaus länger dauern und wir haben es gekürzt, damit es in die Szene passt.

In KRANK ging es uns vor allem um Authentizität und darum, die medizinischen Berufe zu zeigen inklusive der emotionalen Achterbahnfahrt von Ärzten und Pflegekräften. Wir zeigen sehr intensive Gefühle.

Die beiden Hauptdarsteller von KRANK Berlin: Slavko Popadić und Haley Louise Jones.

Die beiden Hauptdarsteller von KRANK Berlin: Slavko Popadić und Haley Louise Jones

Warum hast du dich gegen eine Karriere als Arzt entschieden?

Samuel: Ich habe mich nie dagegen entschieden. In Großbritannien muss man sich mit 18 entscheiden, was man werden möchte. Ich war damals also noch ein Kind. Ich hatte das Glück, dass ich sowohl künstlerisch als auch wissenschaftlich begabt war. Arzt zu sein war für mich etwas Glamouröses. Ich habe mir vorgestellt, einmal plastischer Chirurg zu werden und ein glamouröses Leben zu führen. Im Studium wurde uns gesagt: Ihr seid die Besten der Besten. Es war alles sehr intensiv und sehr interessant. Das Studium dauerte 6 Jahre. In dieser Zeit rutscht man rein, in dieses Gefühl, ein Arzt zu sein. Je länger man da drin ist, desto schwieriger ist es, ein Leben außerhalb davon zu sehen. Mir hat jedoch immer der kreative Teil gefehlt, das Leben als Künstler. Zudem hatte ich das Gefühl, wenn ich Arzt bleibe, dann wird das etwas in mir verändern. Ich hatte Sorge, kälter zu werden. Nicht zu den Patienten, aber zu mir selbst.

Wenn deine früheren KollegInnen die Serie anschauen, wird sie ihnen gefallen?

Samuel: Ja, ich denke schon, dass Ärzte, die sich die Serie ansehen, Freude daran haben werden und viel von ihrem Job in der Serie wiederfinden würden, aber auch von dem Humor. Aber ich glaube nicht, dass einer meiner früheren Kollegen sich wiedererkennen würde.

Welche Krankenhaus-Serie ist deine Lieblingsserie?

Samuel: KRANK Berlin natürlich. Aber davon abgesehen: Ich finde, Emergency Room war eine großartige Serie, als sie rauskam, weil sie auch sehr authentisch war. Das war uns auch bei KRANK sehr wichtig. Wir haben deshalb ein Set gebaut, in dem wir uns viel bewegen können, und in dem wir Kameras haben, die nah dran sind und zeigen, was ein Patient oder ein Arzt sehen würde. Und ich mag „Nip Tuck“, eine Serie über plastische Chirurgen, das wollte ich ja auch mal werden.

Lieber Samuel, wir danken Dir für das Gespräch.

„KRANK Berlin“: Alle Infos

Die neue Krankenhaus-Serie ist eine Gemeinschaftsproduktion von Apple TV+ und ZDF Neo und startet am 26. Februar 2025 mit den ersten beiden Folgen. Die Hauptrolle spielt Haley Louise Jones, die männliche Hauptrolle spielt Slavko Popadić. Das Drehbuch stammt vom ehemaligen Arzt Samuel Jefferson.

Titelbild: Apple TV+

Autor

Sabine Stahl

Die erfahrene Journalistin und Medizin-Redakteurin arbeitet seit 2021 in der doctari-Redaktion und beschäftigt sich am liebsten mit Ratgeber- und Statistikthemen.

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