Im Bereich Pflege waren Frauen von jeher Vorreiterinnen.
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Während sich Frauen ihren Platz im Hörsaal und am Operationstisch hart erkämpfen mussten, waren sie in der Pflege selbst Vorreiter. Besondere Verdienste gebühren hier Florence Nightingale (1820-1910), die sich Zeit ihres Lebens für eine bessere Krankenpflege einsetzte und die Professionalisierung der Pflege vorantrieb.
Über alle Berufe im Gesundheitswesen betrachtet betrug der Frauenanteil am deutschen Gesundheitspersonal laut Angaben des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2019 rund 75 Prozent. In Pflegeberufen wie zum Beispiel in der Altenpflege liegt der Anteil bei 84 Prozent. Der hohe Frauenanteil dürfte in den kommenden Jahren weiter steigen. Bei allen Beschäftigten im Gesundheitsbereich im Alter von 25 bis 34 Jahren liegt die Frauenquote bei 88 Prozent (2018).
Wie bereits oben erwähnt, studierte und promovierte Emilie Lehmus (1841–1932) in Zürich, weil ihr das Studium in Deutschland verwehrt wurde. Sie ließ sich später in Berlin nieder und gründete neben ihrer Privatpraxis im Jahr 1876 eine „Poliklinik weiblicher Ärzte für Frauen und Kinder“. Sie war seitens ihrer männlichen Kollegen teilweise sehr hässlichen und vollkommen aus der Luft gegriffenen Anfeindungen ausgesetzt, die im Prinzip den Entgleisungen ähneln, wie sie heute häufig über soziale Medien verbreitet werden.
Als eine weitere Pionierin im Bereich Medizin kann Rahel Hirsch (1870–1953) angesehen werden. Sie arbeitete als Ärztin in Preußen und erhielt 1913 als erste deutsche Frau den Professorentitel – für ihre Leistungen auf dem Gebiet der Inneren Medizin.
Heute gehören Zulassungsbeschränkungen für Frauen in Deutschland ausschließlich ins Archiv. Die strikte Zugangsbeschränkung in Form eines Numerus Clausus (NC) gilt für alle Geschlechter gleichermaßen.
Von den etwa 15.000 verschiedenen Studiengängen in Deutschland nimmt BWL die Spitzenposition bei Frauen und Männern ein. Humanmedizin liegt bei Frauen immerhin auf Platz drei, trotz eines geforderten NC von 1,0 in den meisten Bundesländern. Bei den männlichen Studienanfängern landet Humanmedizin auf Platz acht. Die Zahlen beziehen sich auf das Studienjahr 2019/2020.
In einigen fachärztlichen Ausrichtungen wie Chirurgie, Orthopädie und Urologie beträgt der Frauenanteil 10 bis 14 Prozent. Damit gelten die genannten Fachrichtungen nach wie vor als eine Art männliche Domäne.
In anderen Facharztsparten wie in der ärztlichen Psychotherapie, in der Gynäkologie und bei Kinderärzten beträgt die Frauenquote hingegen über 50 bis hin zu 65 Prozent. In der Radiologie hat sich der Frauenanteil in den vergangenen Jahren auf mehr als 30 Prozent gesteigert.
In Führungspositionen in Krankenhäusern gibt es nach wie vor vergleichsweise wenig Frauen.
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Der hohe Frauenanteil im Medizinstudium wirkt sich nur langsam auf die Besetzung von universitären Lehrstühlen oder ärztlichen Chefposten in Kliniken aus. Die Gesamtzahl an hauptberuflichen Professoren und Professorinnen aller Fachrichtungen an deutschen Hochschulen betrug im Jahr 2019 laut amtlicher Statistik 48.500. Davon waren 26 Prozent Frauen. 2011 lag sie noch bei 20 Prozent.
Beispielhaft für die Situation in der Humanmedizin steht die LMU München mit insgesamt 179 Professuren, von denen 43, also 24 Prozent, von Frauen besetzt waren. An anderen Universitäten in Deutschland zeigen sich ähnliche Verhältnisse.
Auch in leitenden Funktionen im Krankenhaus sind Frauen nach wie vor unterrepräsentiert. Im Jahr 2019 lag der Anteil der weiblichen Oberärztinnen bei 34 Prozent, der von Ärztinnen in leitender Funktion bei 14 Prozent. Gründe für die niedrige Frauenquote in der Wissenschaft und in leitenden Funktionen an Krankenhäusern sind sehr vielschichtig. Einer der Hauptgründe liegt darin, dass es in Deutschland noch immer schwierig ist, Beruf und Familie miteinander zu vereinen, und die Hauptlast nach wie vor überwiegend bei den Frauen liegt.
Im Bereich der Pflege zeigt sich die Dominanz der Frauen über alle Bereiche. So sind mehr als 80 Prozent der Beschäftigten in der Altenpflege weiblich. Das Gleiche gilt für die Haus- und Familienpflege sowie für Beschäftigte in medizinisch-technischen Laboren.
Den höchsten Frauenanteil gibt es laut Statistischem Bundesamt bei den Praxisgehilfinnen mit 98 Prozent. Diese Zahl kann nur noch vom Beruf der Hebamme übertroffen werden, der fast ausschließlich von Frauen ausgeübt wird. Seit 2020 gibt es den Ausbildungsabschluss Pflegefachfrau oder Pflegefachmann. Die bis dahin getrennten Ausbildungsgänge Kranken-, Kinder- und Altenpflege wurden hierfür zusammengefasst, um einen einfacheren Wechsel zwischen den einzelnen Sparten zu ermöglichen. Im Jahr 2020 absolvierten 53.610 Personen den neuen Ausbildungsgang, der Anteil an Absolventinnen lag bei etwa 75 Prozent.
Trotz des ungewöhnlich großen Anteils an weiblichen Beschäftigten im Bereich Pflege sind Männer in leitenden Positionen überrepräsentiert. So betrug im Jahr 2016 nach Angaben des Datendienstleisters statista.de der Anteil der weiblichen Führungskräfte in der Tagespflege und im Pflegeheim jeweils weniger als 40 Prozent, im Pflegedienst gut 52 Prozent. Über alle Pflegebereiche hinweg lag die Verteilung der Führungspositionen bei 53,1 Prozent bei den Frauen und 46,9 Prozent bei den Männern.
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