Urlaub vorbei

Nach dem Urlaub wieder arbeiten: 7 Tipps, wie es gelingt

Krankenschwester sitzt auf einer Bank und genießt mit geschlossenen Augen ihre Pause
Amely Schneider | 16.8.2024 | Lesedauer: 4 Minuten

Aus der Hängematte zurück in den stressigen Krankenhausalltag: Nach dem Urlaub wieder zu arbeiten, fällt vielen schwer. Hier sind Tipps für mehr Motivation.

Fehlende Motivation nach dem Urlaub

Hach, war das schön im Urlaub. Und jetzt ist schon wieder alles vorbei. Statt Berg, See, Strand und Liegestuhl warten jede Menge PatientInnen und meist auch noch Papierkram. Vor dem Fenster liegt nicht das Meer, sondern der Krankenhaus-Parkplatz. Mittags gibt es Kantinenessen statt fangfrischem Fisch. Und dann sind da auch noch nicht ausgepackte Koffer und unbearbeitete Wäscheberge. 

Vor allem an den ersten Tagen zurück am Arbeitsplatz fällt es vielen Ärzten, Ärztinnen oder Pflegekräften schwer, sich für den Job zu motivieren. Ein Gefühl, das schon häufig als Post-Holiday-Blues bezeichnet wurde. Einerseits ist da noch dieses schöne, entspannte Gefühl, andererseits ist man gezwungen, sich wieder in den schnellen, stressigen Krankenhausalltag einzufügen. Das führt manchmal zu schlechter Laune und einem regelrechten Stimmungstief. Es gibt jedoch ein paar Tipps, die dabei helfen, den Erholungseffekt nicht ganz so schnell verfliegen zu lassen:

Tipp 1: Entspannung schon im Urlaub üben

Meditation- und Achtsamkeitsübungen zu erlernen, ist im relaxten Zustand sehr viel einfacher, als wenn man in stressigen Zeiten damit beginnt. Es lohnt sich also, im Urlaub damit zu starten. Hier fällt es leichter, die Ruhe zu verinnerlichen und für später zu automatisieren und diese Fähigkeit mit in den Arbeitsalltag zu nehmen. Schon wenige Minuten am Tag haben einen Effekt. Zum Üben bieten sich zum Beispiel Meditations-Apps an.

Tipp 2: Mitten in der Woche starten

Nicht gleich an einem Montag zur Arbeit zurückzukehren, macht den Wiedereinstieg angenehmer. Wer an einem Mittwoch oder Donnerstag beginnt, hat nicht ganz so lange Zeit bis zum Wochenende vor sich. Das gilt natürlich nur für Menschen, die das Glück haben, nicht am Samstag oder Sonntag arbeiten zu müssen. Etwas, das im Krankenhaus natürlich nicht immer möglich ist. Vielleicht lässt es sich aber auch im Vorfeld organisieren, nicht gleich mit der Schicht zu beginnen, die als besonders fordernd empfunden wird.

Tipp 3: Andenken aus dem Urlaub mit zur Arbeit nehmen

Es kann guttun, sich die ersten Tage im Job mit ein paar Souvenirs aus der Urlaubszeit zu umgeben. Das kann eine Muschel vom Strand sein, die man in der Hosentasche dabeihat, ein duftendes Gewürz vom Markt, das man sich über sein Mittagessen streut oder der Sommerhit, den man auf dem Weg zur Arbeit noch einmal mitsingt. Auch die nach Kokos duftende After-Sun-Lotion ein paar Tage länger zu benutzen, konserviert das Urlaubsfeeling.

Tipp 4: Biorhythmus schrittweise auf Alltag umstellen

Im Urlaub geht das ganz schnell: Man geht später schlafen und steht später auf. Die letzten Tage im Urlaub sollte man den Bio-Rhythmus jedoch wieder langsam an die Aufstehzeiten des Arbeitsalltags gewöhnen, indem man Schritt für Schritt früher ins Bett geht. Das gilt insbesondere, wenn man während der Ferien in eine andere Zeitzone geflogen ist. Dazu bedarf es etwas Disziplin. Am Ende macht sich diese aber bezahlt.

Tipp 5: Schon das nächste Highlight planen

Vorfreude macht glücklich. Deshalb planen viele Menschen gleich nach der Rückkehr aus dem Sommerurlaub ihren nächsten Abstecher. Dabei muss es sich gar nicht unbedingt um eine lange Reise handeln, es kann auch einfach ein Trip übers Wochenende, eine kleine Landpartie oder ein Städteausflug sein. Viele bekommen im Urlaub auch Lust auf einen Sprachkurs oder erinnern sich während der Auszeit daran, dass sie sich doch längst mal im Yogastudio anmelden wollten. Jetzt lässt sich die gewonnene Energie am besten nutzen, die Pläne umzusetzen. So ist das nächste Mikro-Abenteuer gleich zum Greifen nah.

Eine junge Pflegerin sitzt in ihrer Pause auf einer Parkbank und hört Podcasts

Ein Sommerhit kann das Urlaubsfeeling etwas verlängern

Tipp 6: Lieber viele Kurzurlaube planen

Studien haben ergeben, dass mehrere Kurztrips über das Jahr verteilt genauso erholsam wirken können wie ein einziger langer Urlaub. Die Psychologin Jessica de Bloom von der Universität Nimwegen fand heraus, dass der Erholungseffekt nach etwa einer Woche nachlässt, egal ob die Auszeit ein paar Tage oder drei Wochen gedauert hat. Sie rät deshalb dazu, nicht den ganzen Jahresurlaub auf einmal zu verbraten, sondern auf mehrere Häppchen zu verteilen. Vielleicht eine Inspiration fürs nächste Jahr?

Tipp 7: Sich kleine Puffer in der Abwesenheitsmail erlauben

Manche Menschen mit Jobs am Schreibtisch erleichtern sich das Ankommen, indem sie die Abwesenheitsnotiz im Mailprogramm auf einen oder zwei Tage länger datieren als der Urlaub dauert. So geht es am ersten Tag in Sachen Nachrichten und Anrufen noch nicht ganz so stürmisch zu. Wenn möglich, kann man sich den ersten Tag auch von wichtigen Terminen freihalten, um sich erstmal einen Überblick zu verschaffen, was während der eigenen Abwesenheit alles aufgelaufen ist.

Wenn die Erholung ausbleibt

Manche Menschen sind auch nach zwei Wochen Urlaub nicht entspannt. Eine Forsa-Umfrage im Auftrag der DAK hat im vergangenen Jahr ergeben, dass sich knapp ein Fünftel der Deutschen nach dem Sommerurlaub nicht gut erholt fühlte. Mehr als jeder Dritte nannte als Grund, dass er nicht richtig abschalten konnte. Auch wer über Handy oder Internet erreichbar sein musste, hatte keine wirkliche Freude am Urlaub.

Die Stärke des Erholungseffektes liegt also auch darin begründet, wie die Ferien gestalten werden. Diejenigen, die sich nach dem Urlaub richtig gut fühlten, gaben an, dass vor allem Naturerlebnisse, viel schlafen sowie Zeit mit der Familie ausschlaggebend für ihre Erholung gewesen seien.

Allgemein kann ein zwei- oder dreiwöchiger Urlaub im Jahr keinen Ersatz dafür bieten, dass man sich auch den Rest des Jahres während des Alltags um Entspannung und ein gutes Stressmanagement bemüht. Sich nach dem Urlaub immer noch ausgelaugt, gereizt, innerlich unruhig und müde zu fühlen, kann auch ein Hinweis darauf sein, dass eine Erschöpfungsdepression („Burnout“) vorliegt. Das sollte mit einem Arzt oder einer Ärztin besprochen werden.

Titelbild: iStock.com/Anchiy

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Amely Schneider

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