Essen unter Stress

Gesund Essen im stressigen Klinikalltag – und wie Psychologie hilft

Fast Food oder gesundes Essen: Im stressigen Klinikalltag überwiegt oft die schlechtere Wahl
Sabine Stahl | 7.3.2025 | Lesedauer: 4 Minuten

In der Klinik bleibt wenig Zeit für gesundes Essen. Zum Tag der Gesunden Ernährung am 7. März verraten wir, wie es dennoch klappen kann.

Stress und Ernährung: Wie hängt das zusammen?

Lange Schichten, unregelmäßiger Schlaf und eine hohe psychische Belastung: Der Alltag von Ärztinnen, Ärzten und Pflegefachkräften in Kliniken und Krankenhäusern lässt meist keine Zeit für eine ruhige Mahlzeit oder die Vorbereitung eines gesunden Mittagessens. Hinzu kommt, dass Menschen in Stresssituationen generell lieber zu Snacks, Fast Food oder Süßigkeiten greifen. Doch warum ist das so? Warum fällt es unter Druck besonders schwer, gesunde Entscheidungen zu treffen?

Die Antwort liegt in biologischen und psychologischen Mechanismen, die das Essverhalten steuern. Die folgenden psychologischen Tricks helfen, sich trotz eines anspruchsvollen Klinikalltags gesünder zu ernähren.

Eine breite Auswahl an gesundem Essen liegt auf einer Platte.

Gesundes, ausgewogenes Essen sorgt dafür, dass Ärzte und Pflegefachkräfte leistungsfähig bleiben

Die Wissenschaft hinter Stress und Essverhalten

Unter Stress reagiert der Körper mit der Ausschüttung von Cortisol, um kurzfristig Energiereserven zu mobilisieren. Die erhöhte Cortisol-Konzentration lässt gestresste Ärztinnen, Ärzte und Pflegefachkräfte verstärkt nach kalorienreichen Lebensmitteln mit viel Zucker und Fett greifen.

Das hat evolutionäre Gründe: In Gefahrensituationen war es früher überlebenswichtig, schnell verfügbare Energiequellen zu nutzen. Im heutigen Klinikalltag gibt es diese Gefahren nicht mehr - der Griff zu kalorienreichem Essen ist jedoch geblieben.

Ein weiterer entscheidender Faktor ist das Belohnungssystem des Gehirns. Zucker- und fettreiche Lebensmittel aktivieren das Dopaminsystem und lösen somit positive Gefühle aus. Nach einem anstrengenden Dienst oder einer belastenden Situation kann Schokolade oder Fast Food kurzfristig für Glücksgefühle sorgen. Langfristig führt dieses Verhalten jedoch oft zu ungesunden Ernährungsmustern.

Bianca: Die Nachtschicht ist die schwierigste

Bianca Kohl ist Intensivkrankenschwester und arbeitet für doctari in der Zeitarbeit. Wir haben sie gefragt, ob auch sie diese unbändige Lust auf Süßes oder Fettiges kennt und was sie dagegen tut. „Wenn ich nachts eine Heißhungerattacke bekomme, greife ich zu Joghurt mit Früchten oder einer kleinen Portion Cornflakes mit Milch. Manchmal knabbere ich auch Studentenfutter oder Nüsse. Schokolade, Kuchen oder Ähnliches verkneife ich mir“, sagt Bianca.

Für Bianca ist die Nachtschicht die schwierigste beim Thema gesundes Essen, da sie bei schwerem Essen Bauchschmerzen bekommt und träge wird. „Den Spätdienst finde ich auch schwierig, denn wenn ich zu früh esse, habe ich nach der Schicht noch Hunger. Wenn ich allerdings zu Hause zu spät esse, kann ich nicht schlafen.“

Deshalb frühstückt sie bei einer bevorstehenden Spätschicht erst spät oder isst früh zu Mittag. „Diese Mahlzeit sollte ausreichend und auch kalorienreich sein. Während der Spätschicht esse ich zwischen 18 und 19 Uhr zu Abend, meist Brot, Aufstrich, Gemüse oder Salat mit Beilage. Ich esse so, dass ich nach Dienstende zu Hause keinen Hunger mehr habe“, sagt Bianca.

Hier gibt es noch weitere Tipps für gesundes Essen bei Schichtarbeit.

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Typische Essensfallen im Klinikalltag und mögliche Lösungen

Stress und Zeitmangel im Klinikalltag begünstigen bestimmte Ernährungsfehler. Einige der häufigsten Essensfallen lassen sich jedoch mit gezielten Strategien vermeiden.

Heißhungerattacken nach langen Schichten

Nach einer langen Schicht sind die Energiereserven aufgebraucht und der Körper verlangt nach schneller Energie. Dies kann dazu führen, dass kalorienreiche Snacks bevorzugt werden. Eine einfache Lösung besteht darin, bereits vor der Schicht gesunde, sättigende Alternativen bereitzuhalten. Nüsse, Proteinriegel oder geschnittenes Gemüse mit Hummus sind nahrhafte Optionen, die Heißhunger vorbeugen können.

Süßigkeiten und Snacks: Aus den Augen!

Wenn im Pausenraum oder im Stationszimmer Süßigkeiten offen herumstehen oder der nächste Snackautomat nur wenige Schritte entfernt ist, steigt die Wahrscheinlichkeit, unbewusst zuzugreifen. Hier kann das Prinzip „Aus den Augen, aus dem Sinn“ helfen: Wenn ungesunde Snacks nicht in Sichtweite stehen oder schwer zugänglich sind, fällt der Verzicht automatisch leichter. Gleichzeitig können gesunde Alternativen bewusst griffbereit platziert werden.

Die schnelle Lösung bei Stress: Kantinenessen und Fast Food

Krankenhauskantinen bieten oft eine begrenzte Auswahl an gesunden Speisen. Doch auch hier gibt es die bessere und die schlechtere Wahl, wie Gemüsebeilagen, eiweißreiche Hauptgerichte und Vollkornprodukte. Wer die Möglichkeit hat, kann zudem vorbereitete Mahlzeiten von zu Hause mitbringen, um gesündere Alternativen parat zu haben.

Psychologische Tricks für eine gesündere Ernährung unter Stress

Neben der bewussten Auswahl von Lebensmitteln können auch psychologische Strategien helfen, gesunde Essgewohnheiten trotz des stressigen Berufs im Krankenhaus zu fördern.

  • Tellergröße: Studien zeigen, dass Menschen dazu neigen, größere Portionen zu essen, wenn sie auf großen Tellern serviert werden. Kleinere Teller oder Schüsseln können deshalb helfen, die Portionsgröße unbewusst zu reduzieren, ohne ein Gefühl des Verzichts zu erzeugen.
  • Farbpsychologie: Die Farbgebung von Geschirr und Umgebung kann das Essverhalten beeinflussen. Rote und gelbe Farbtöne, wie sie oft in Fast-Food-Restaurants verwendet werden, stimulieren den Appetit. Blaue oder grüne Farben hingegen wirken beruhigend und können unbewusst dazu beitragen, langsamer zu essen und bewusstere Entscheidungen zu treffen.
  • „Nudging“: Das Konzept des „Nudging“ beschreibt kleine Anpassungen der Umgebung, die gesunde Entscheidungen erleichtern. Beispielsweise kann die Platzierung gesunder Lebensmittel auf Augenhöhe oder der bewusste Verzicht auf ungesunde Snacks im eigenen Arbeitsumfeld helfen, automatisch gesündere Entscheidungen zu treffen.
  • Gewohnheiten gezielt umprogrammieren: Viele Essgewohnheiten sind automatisiert und laufen unbewusst ab. Wer regelmäßig nach einer stressigen Situation zur Schokolade greift, kann sich bewusst eine gesündere Alternative suchen, die ebenfalls als Belohnung funktioniert – zum Beispiel eine kurze Pause mit einer Tasse Tee oder ein Spaziergang an der frischen Luft.

Fazit: Kleine Veränderungen mit großer Wirkung

Gesunde Ernährung im stressigen Klinikalltag ist eine Herausforderung, aber mit dem richtigen Wissen und kleinen Anpassungen durchaus machbar. Wer versteht, wie Stress das Essverhalten beeinflusst, kann bewusster gegensteuern. Bereits einfache Maßnahmen wie die gezielte Auswahl von Snacks, die Anpassung der Umgebung oder das Nutzen psychologischer Effekte können langfristig helfen, gesündere Entscheidungen zu treffen. Eine ausgewogene Ernährung ist nicht nur eine Frage der physischen Gesundheit, sondern auch ein wichtiger Beitrag zur mentalen Leistungsfähigkeit und zum Wohlbefinden im anspruchsvollen Berufsalltag von Ärztinnen, Ärzten und Pflegekräften.

Titelbild: Firefly

Autor

Sabine Stahl

Die erfahrene Journalistin und Medizin-Redakteurin arbeitet seit 2021 in der doctari-Redaktion und beschäftigt sich am liebsten mit Ratgeber- und Statistikthemen.

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