Gesundes, ausgewogenes Essen sorgt dafür, dass Ärzte und Pflegefachkräfte leistungsfähig bleiben
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Unter Stress reagiert der Körper mit der Ausschüttung von Cortisol, um kurzfristig Energiereserven zu mobilisieren. Die erhöhte Cortisol-Konzentration lässt gestresste Ärztinnen, Ärzte und Pflegefachkräfte verstärkt nach kalorienreichen Lebensmitteln mit viel Zucker und Fett greifen.
Das hat evolutionäre Gründe: In Gefahrensituationen war es früher überlebenswichtig, schnell verfügbare Energiequellen zu nutzen. Im heutigen Klinikalltag gibt es diese Gefahren nicht mehr - der Griff zu kalorienreichem Essen ist jedoch geblieben.
Ein weiterer entscheidender Faktor ist das Belohnungssystem des Gehirns. Zucker- und fettreiche Lebensmittel aktivieren das Dopaminsystem und lösen somit positive Gefühle aus. Nach einem anstrengenden Dienst oder einer belastenden Situation kann Schokolade oder Fast Food kurzfristig für Glücksgefühle sorgen. Langfristig führt dieses Verhalten jedoch oft zu ungesunden Ernährungsmustern.
Bianca Kohl ist Intensivkrankenschwester und arbeitet für doctari in der Zeitarbeit. Wir haben sie gefragt, ob auch sie diese unbändige Lust auf Süßes oder Fettiges kennt und was sie dagegen tut. „Wenn ich nachts eine Heißhungerattacke bekomme, greife ich zu Joghurt mit Früchten oder einer kleinen Portion Cornflakes mit Milch. Manchmal knabbere ich auch Studentenfutter oder Nüsse. Schokolade, Kuchen oder Ähnliches verkneife ich mir“, sagt Bianca.
Für Bianca ist die Nachtschicht die schwierigste beim Thema gesundes Essen, da sie bei schwerem Essen Bauchschmerzen bekommt und träge wird. „Den Spätdienst finde ich auch schwierig, denn wenn ich zu früh esse, habe ich nach der Schicht noch Hunger. Wenn ich allerdings zu Hause zu spät esse, kann ich nicht schlafen.“
Deshalb frühstückt sie bei einer bevorstehenden Spätschicht erst spät oder isst früh zu Mittag. „Diese Mahlzeit sollte ausreichend und auch kalorienreich sein. Während der Spätschicht esse ich zwischen 18 und 19 Uhr zu Abend, meist Brot, Aufstrich, Gemüse oder Salat mit Beilage. Ich esse so, dass ich nach Dienstende zu Hause keinen Hunger mehr habe“, sagt Bianca.
Hier gibt es noch weitere Tipps für gesundes Essen bei Schichtarbeit.
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Stress und Zeitmangel im Klinikalltag begünstigen bestimmte Ernährungsfehler. Einige der häufigsten Essensfallen lassen sich jedoch mit gezielten Strategien vermeiden.
Nach einer langen Schicht sind die Energiereserven aufgebraucht und der Körper verlangt nach schneller Energie. Dies kann dazu führen, dass kalorienreiche Snacks bevorzugt werden. Eine einfache Lösung besteht darin, bereits vor der Schicht gesunde, sättigende Alternativen bereitzuhalten. Nüsse, Proteinriegel oder geschnittenes Gemüse mit Hummus sind nahrhafte Optionen, die Heißhunger vorbeugen können.
Wenn im Pausenraum oder im Stationszimmer Süßigkeiten offen herumstehen oder der nächste Snackautomat nur wenige Schritte entfernt ist, steigt die Wahrscheinlichkeit, unbewusst zuzugreifen. Hier kann das Prinzip „Aus den Augen, aus dem Sinn“ helfen: Wenn ungesunde Snacks nicht in Sichtweite stehen oder schwer zugänglich sind, fällt der Verzicht automatisch leichter. Gleichzeitig können gesunde Alternativen bewusst griffbereit platziert werden.
Krankenhauskantinen bieten oft eine begrenzte Auswahl an gesunden Speisen. Doch auch hier gibt es die bessere und die schlechtere Wahl, wie Gemüsebeilagen, eiweißreiche Hauptgerichte und Vollkornprodukte. Wer die Möglichkeit hat, kann zudem vorbereitete Mahlzeiten von zu Hause mitbringen, um gesündere Alternativen parat zu haben.
Neben der bewussten Auswahl von Lebensmitteln können auch psychologische Strategien helfen, gesunde Essgewohnheiten trotz des stressigen Berufs im Krankenhaus zu fördern.
Gesunde Ernährung im stressigen Klinikalltag ist eine Herausforderung, aber mit dem richtigen Wissen und kleinen Anpassungen durchaus machbar. Wer versteht, wie Stress das Essverhalten beeinflusst, kann bewusster gegensteuern. Bereits einfache Maßnahmen wie die gezielte Auswahl von Snacks, die Anpassung der Umgebung oder das Nutzen psychologischer Effekte können langfristig helfen, gesündere Entscheidungen zu treffen. Eine ausgewogene Ernährung ist nicht nur eine Frage der physischen Gesundheit, sondern auch ein wichtiger Beitrag zur mentalen Leistungsfähigkeit und zum Wohlbefinden im anspruchsvollen Berufsalltag von Ärztinnen, Ärzten und Pflegekräften.
Titelbild: Firefly
Sabine Stahl
Die erfahrene Journalistin und Medizin-Redakteurin arbeitet seit 2021 in der doctari-Redaktion und beschäftigt sich am liebsten mit Ratgeber- und Statistikthemen.
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