Pausen sind wichtig, das gilt auch für Ärztinnen und Ärzte inklusive Psychotherapeuten
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Zu den ohnehin schon belastenden administrativen und organisatorischen Aufgaben kommt bei PsychotherapeutInnen die oft emotional herausfordernde Klientenarbeit hinzu. Personalmangel in unterbesetzten Kliniken und Überstunden können das Gefühl permanenter Überforderung noch verstärken.
Das weiß auch Dr. Marcel von Rauchhaupt, Facharzt für Psychotherapie. Seiner Erfahrung nach kann der Umgang mit schweren psychischen Erkrankungen, Traumata und Suizidgefährdung sehr anstrengend sein: „Gerade bei Notfällen entsteht Druck, schnelle und gleichzeitig fundierte Entscheidungen zu treffen“, berichtet von Rauchhaupt, der seit vielen Jahren in der hessischen Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie Erwachsenenpsychiatrie tätig ist und für doctari in der Zeitarbeit arbeitet.
Der erste Schritt für Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen, die emotional stark belastet sind, besteht darin, individuelle Belastungsfaktoren im eigenen Arbeitsalltag zu identifizieren, etwa mit folgenden Fragen:
„Typische Symptome eines Burn-outs sind emotionale Erschöpfung, die sich durch anhaltende Müdigkeit, Schlafstörungen und ein Gefühl der inneren Leere zeigen“, sagt Marcel von Rauchhaupt. Wer Zynismus gegenüber Klienten verspüre, sich von ihnen innerlich distanziere oder gedanklich sogar abschalte, sollte sich selbst professionelle Hilfe suchen, ergänzt Marcel. „Man spürt, dass die Empathie verloren geht. Auch die eigene Leistungsfähigkeit sinkt“, erklärt er.
Bei einigen Ärztinnen oder Ärzten häufen sich körperliche Erkrankungen oder es stellt sich das Gefühl ein, von der Arbeit überwältigt zu werden. Wer in einen solchen Burn-out-Kreislauf geraten ist, kann sich an unterschiedlichen Stellen Hilfe holen: bei einer Therapie, in Gesprächen mit Kolleginnen oder Kollegen, der sogenannten Intervision, und insbesondere bei einer Supervision.
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Obwohl PsychotherapeutInnen und PsychiaterInnen durch ihre Ausbildung über das notwendige Fachwissen zur psychischen Gesundheit und die entsprechenden Instrumente verfügen, nehmen sie sich mitunter nicht die Zeit, um selbst aktive Selbstfürsorge zu betreiben. So kann es sein, dass ihnen die Fähigkeit verloren geht, sich von Patientenschilderungen und Interaktionen mit KlientInnen innerlich ausreichend abzugrenzen.
Als PsychotherapeutIn ist es deshalb wichtig, die eigenen Bedürfnisse jederzeit ernst zu nehmen, z. B. indem Pausen eingelegt werden und den eigenen Interessen nachgegangen wird. Ob Sport, soziale Kontakte, Kreatives, Meditieren oder ein Tagebuch, in dem positive Selbstgespräche geübt werden – es gibt zahlreiche Möglichkeiten, den Fokus wieder auf das eigene Wohlbefinden zu lenken. Durch diese Methoden stärken die PsychotherapeutInnen auch ihre Problemlösungsfähigkeit und Resilienz.
In der Interaktion mit PatientInnen ist es für PsychiaterInnen und PsychotherapeutInnen wichtig, sich selbst zu schützen – natürlich, ohne die therapeutische Beziehung zu beeinträchtigen. Das gelingt umso besser, wenn offen mit KlientInnen kommuniziert und klare Grenzen gesetzt werden. Im besten Fall stärkt das sogar die therapeutische Beziehung.
Gesundheitseinrichtungen, die PsychiaterInnen und PsychotherapeutInnen beschäftigen, profitieren langfristig davon, wenn sie Strukturen schaffen, welche die Work-Life-Balance ihrer MitarbeiterInnen fördern. Optionen sind zum Beispiel das Einführen flexibler Arbeitszeiten, Remote-Arbeit und regelmäßige Meetings zur Team-Reflexion und zur Arbeitsbelastung.
Burn-out-Prävention aus Organisationssicht bedeutet außerdem, dass Kliniken und Praxen eine Arbeitskultur etablieren, in der kollegiale Unterstützung und Supervision jederzeit verfügbar sind. Wer Schulungen und Workshops rund um Resilienz, Burn-out-Prävention und Stressbewältigung anbietet, kann die Mitarbeitenden zusätzlich entlasten – und die Qualität der therapeutischen Leistungen nachhaltig sichern.
Titelbild: iStock.com/Portra
Anna Engberg
Erfahrene Journalistin für Gesundheitsthemen und vieles mehr.
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