Gesundheit

Berufskrankheiten in der Pflege: Ursachen und Prävention

Pflegekraft sitzt kraftlos auf der Couch
Melanie Meißner | 20.12.2024 | Lesedauer: 3 Minuten

Pflegekräfte leisten täglich Großartiges – doch ihr Beruf birgt Risiken für Gesundheit und Wohlbefinden. Wir sagen, wie Pflegekräfte vorbeugen können.

Pflegekräfte haben einen Heldenjob. Sie kümmern sich um hilfsbedürftige und pflegebedürftige Menschen – und dafür bezahlen sie manchmal mit der eigenen Gesundheit. Denn Pflegekräfte haben jede Menge Stress und ein erhöhtes Risiko für bestimmte Erkrankungen, wie zum Beispiel für bestimmte Gelenkerkrankungen oder für Burn-out.

Welche typischen Erkrankungen bei Pflegekräften gibt es?

Berufskrankheiten entstehen aufgrund der Belastungen während der Arbeitstätigkeit. Pflegekräfte sind aufgrund ihres Berufes besonders anfällig für folgende Krankheiten:

  • Rücken- und Gelenkerkrankungen: Die Ursache von Muskel- und Skeletterkrankungen während der Pflegetätigkeit sind schweres Tragen und Heben etwa wenn sie sich um bettlägrige PatientInnen kümmern.
  • Erkrankungen der Psyche: Die Begleitung von sterbenden Menschen, die seelische Unterstützung von Angehörigen, die einen geliebten Menschen verloren haben, die hohe Arbeitsbelastung und auch der Mangel an Pflegekräften können Ursache für Depressionen, Angststörungen und Burn-out sein.
  • Infektionskrankheiten: Unzureichender Schutz und enger Patientenkontakt erhöhen das Risiko, sich mit Infektionen, wie Hepatitis, COVID oder HIV anzustecken.
  • Hauterkrankungen: Allergische Reaktionen und Hautreizungen können durch den Kontakt mit Desinfektionsmittel oder aufgrund falscher Händehygiene entstehen.
Ausgelaugte Pflegekraft vor dem Krankenhaus

Pflegekräfte haben einen anstrengenden Job, körperlich und seelisch

Arbeiten am Limit: Pflege als Herzensberuf mit Risiken

Die Risiken unterscheiden sich von Einsatzbereich zu Einsatzbereich mitunter sehr. Psychische Erkrankungen finden sich vermehrt in Bereichen der Intensiv und Notaufnahme wieder. Währenddessen finden sich Rücken- und Gelenkerkrankungen verstärkt in der Altenpflege wieder. Wer in der Pflege arbeitet, lebt mit permanentem Zeitdruck, Personalmangel und vielen Überstunden. Das ist der bittere Beigeschmack dieses Herzensberufs.

In der Pflege zu arbeiten heißt auch, oft am Limit zu arbeiten. Doch dafür ist dieser Beruf auch besonders erfüllend. Unterhaltungen mit 100-jährigen Menschen, das Erleben der ersten Schritte eines Menschen, die Dankbarkeit und die Freudetränen von Menschen, denen es wieder besser geht – all das macht glücklich und stolz. Dies sollten Pflegekräfte nie vergessen.

Ursachen für typische Berufskrankheiten in der Pflege

  • Arbeitsplatzbedingte Faktoren sind z. B. schwere körperliche Arbeit sowie fehlende Hilfsmittel, die die Arbeit erleichtern.
  • Psychische Faktoren sind etwa das Leid oder das Versterben von Patientinnen und Patienten plus der anhaltende Stress aufgrund von Zeitdruck und hoher Arbeitsbelastung.
  • Strukturelle Faktoren sind z. B. eine schlechte Organisation der Arbeitsabläufe aufgrund von fehlenden Strukturen. Hinzu kommt der Personalmangel durch hohe Krankenstände sowie generell aufgrund vieler unbesetzter Stellen.
  • Individuelle Faktoren sind z. B. ein schlechter Lebensstil durch ungesunde Ernährung, Rauchen oder zu wenig Bewegung.

Was können Pflegekräfte tun, um selbst gesund zu bleiben?

Erst wenn es einem selbst wirklich gut geht, kann man sich gut um andere kümmern. Das wissen Pflegekräfte nur zu gut. Denn wer selbst krank ist, kann sich nur eingeschränkt um pflegebedürftige Menschen kümmern. Aus diesem Grund sollten sich Pflegekräfte gut um sich selbst kümmern und versuchen, den genannten Erkrankungen vorbeugen. Dazu gehört auch, die entsprechenden Symptome rechtzeitig zu erkennen und Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Denn kranke Pflegekräfte bedeutet auch, dass KollegInnen zusätzlich belastet werden. Sie müssen mehr arbeiten und haben weniger frei. Auch die Qualität der Pflege leidet, wenn Pflegekräfte krank sind und ausfallen. Umso wichtiger ist es also, als Pflegekraft auf sich selbst zu haben.

Möglichkeiten, das Risiko für typische Erkrankungen zu senken

  • Individuelle Lösungen: Entwickeln Sie einen gesunden Lebensstil mit einer gesunden Ernährung, Rauchentwöhnung und ausreichend Bewegung. Vermeiden Sie Stress und starten Sie mit Meditation, Achtsamkeit oder Yoga. Auch Fortbildungen zum rückenschonenden Arbeiten können entlasten.
  • Organisatorische Maßnahmen durch den Arbeitgeber: Fortbildungen rund um gesunden Lebensstil. Strukturierter Stationsablaufplan und Outsourcing von Arbeiten. Beispiel: Übernahme von Essensbestellungen über Servicepersonal statt von Pflegekräften. Dienstplangestaltung nach persönlichen Wünschen und Bedürfnissen.
  • Gesetzliche und systemische Maßnahmen: Präventionsprogramme über die Krankenkassen nutzen. Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung über den Arbeitgeber. Durchsetzen des Arbeitgebers für Ruhepausen Einhaltung.

Titelbild: iStock.com/Johnce 

Autor

Melanie Meißner

Examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin mit einem B. A. in Gesundheitsökonomie und viel Erfahrung als Pflegedienstleitung. Als Autorin teilt sie ihr umfangreiches praktisches Wissen aus dem Pflegebereich mit einem breiten Publikum.

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