Internationaler Frauentag

Unverzichtbar – Frauen in der Medizin

Eine Gruppe aus Ärztinnen und Pflegerinnen steht in einer Halle
Karin Greeck | 7.3.2025 | Lesedauer: 4 Minuten

Der Anteil von Frauen im Gesundheitswesen ist hoch. Dennoch stehen gerade Frauen in der Medizin vor vielen Herausforderungen und noch immer selten an der Spitze.

Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte einst: „Ich habe gelernt, dass Erfolg keine Frage des Geschlechts ist. Es geht darum, sich selbst zu vertrauen, mutig zu sein und sich nicht von Stereotypen einschränken zu lassen.“

Betrachtet man mit dieser Aussage die Rolle von Frauen in der Medizin, kommen Fragen auf: Wie sieht die Verteilung von Ärztinnen und Ärzten im Jahr 2025 aus? Wer steht hier häufiger an der Spitze – Männer oder Frauen? Welche geschlechtsspezifischen Unterschiede gibt es in puncto Karriere? Und wie kann Gleichberechtigung in der Zukunft aussehen?

Zahlen und Fakten: Die Medizin hat ein Geschlecht

Ein Blick auf aktuelle Zahlen zur Geschlechterverteilung in der Medizinbranche macht schnell deutlich: Die Medizin hat sehr wohl ein Geschlecht. Laut Statistischem Bundesamt lag der Frauenanteil im Gesundheitswesen im Jahr 2023 bei gut 75 Prozent. Besonders in der Pflege sind Frauen unverzichtbar. Hier sind rund 82 Prozent der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Pflegekräfte weiblich.

In der Ärzteschaft zeigt sich das Verhältnis zunächst recht ausgewogen. So gibt die Bundesärztekammer Ende 2023 an, dass von rund 428.000 berufstätigen Fachkräften in Deutschland etwa 212.000 Frauen sind. Überraschend anders ist das Bild im Studium: Hier sind rund zwei Drittel der Medizinstudierenden mittlerweile Frauen – und das, obwohl Frauen in der Medizin vor über 100 Jahren eher noch als Seltenheit galten.

Angesichts der heute starken Präsenz von Frauen im Gesundheitswesen verwundert es wiederum, dass nach Aussagen der Deutschen Krankenhausgesellschaft der Chefarzt im Gegensatz zur Chefärztin noch immer die Regel sei. Der Deutsche Ärztinnenbund dokumentiert den prozentualen Anteil von Klinikdirektorinnen in 14 klinischen Fächern deutschlandweit mit nur 13 Prozent. Und auch Gehaltsunterschiede sind nachweisbar: So legt der Entgeltmonitor des Statistischen Bundesamts aus dem Jahr 2023 dar, dass Ärztinnen in Deutschland im Durchschnitt 24 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen verdienten.

Das zeigt: Die Medizin ist überwiegend weiblich. Im Führungsbereich allerdings und auf dem Gehaltszettel dominiert das männliche Geschlecht. Aber woran liegt das?

Chirurgin bei der OP

Chirurginnen sind beispielsweise immer noch unterrepräsentiert, in Führungspositionen ebenso

Zwischen Beruf und Familie: Die besondere Rolle von Ärztinnen 

Sucht man nach den Ursachen für die Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Karrierewegen in der Medizin, kommt schnell das Thema Mutterschaft auf. So ist anzunehmen, dass Frauen aufgrund von Schwangerschaft, Mutterschutz und Arbeit in Teilzeit häufiger langfristig auf unteren Hierarchiestufen bleiben.

Besonders schwangere Ärztinnen sorgen sich um ihre Karriere. So konnte eine Umfrage des Marburger Bundes und anderer ärztlicher Organisationen aus dem Jahr 2023 unter mehreren tausend Befragten diesbezüglich deutliche Befürchtungen offenlegen. Darunter auch die Angst vor negativen Auswirkungen auf die Ausbildung, ein Tätigkeitsverbot und negative Reaktionen von Vorgesetzten.

Ein differenziertes Bild: Ärztinnen in verschiedenen Fachbereichen

Hinzu kommt, dass Frauen in bestimmten medizinischen Disziplinen grundsätzlich weniger präsent sind. Während sie in der Psychotherapie, Allgemeinmedizin, Frauenheilkunde oder Pädiatrie die Mehrheit stellen, bleiben chirurgische Fächer weithin männerdominiert. Für den ambulanten Bereich gibt die Stiftung Gesundheit im Februar 2023 an, dass die niedrigsten Frauenanteile in der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie zu finden seien (13,8 Prozent) sowie in der Orthopädie und Unfallchirurgie  (14,1 Prozent) und Neurochirurgie (14,5 Prozent).

Demnach ist eine differenzierte Betrachtung unbedingt notwendig. Christoph Dippe, CEO der Stiftung Gesundheit, spricht von einem „Wendepunkt“ in der Entwicklung von Frauen in der ambulanten Versorgung. Während die Frauenquote hier 2018 noch bei 46 Prozent lag, liegt sie 2023 schon bei etwas über 50 Prozent. Tendenz steigend.

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Fazit und Ausblick: Mehr Frauen und noch viel zu tun

Die Trends sind also eindeutig: Der Frauenanteil in medizinischen Berufen steigt und wird auch weiter steigen. Aber damit ist es nicht getan. Damit Frauen auch in der Chefetage und in unterrepräsentierten Facharztrichtungen wie der Chirurgie künftig mindestens die Hälfte der Entscheidungspositionen einnehmen, muss noch viel passieren.

Und nicht nur hier. Auch in Ärztekammern, Berufsverbänden oder Fachgesellschaften; an Universitätskliniken, in Krankenhäusern oder in der Niederlassung, fordert die Ehrenpräsidentin des Deutschen Ärztinnenbunds e. V., Dr. med. Astrid Bühren. Die Vorschläge der Vertreterinnen des Verbandes reichen von Jobsharing für Führungspositionen, flexiblen Arbeitszeitmodellen, angepassten Mutterschutzgesetzen bis hin zu Kinderbetreuung während berufspolitischer Sitzungen und Veranstaltungen im ärztlichen Bereich.

Auch Mentoring-Programme für Ärztinnen können hilfreich sein. Damit erhalten Frauen gezielte Unterstützung, um den Frauenanteil in Führungspositionen zu erhöhen. Denn: Je mehr weibliche Vorbilder es gibt, je mehr können sich junge, aufstrebende Ärztinnen daran orientieren und Mut fassen – allen Stereotypen zum Trotz. 

Titelbild: iStock.com/FatCamera

Autor

Karin Greeck

Als freie Journalistin findet sie immer die richtigen Worte, um auch komplexe Sachverhalte verständlich darzustellen. Spezialgebiete: spannende Interviews und Reportagen.

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