Chirurginnen sind beispielsweise immer noch unterrepräsentiert, in Führungspositionen ebenso
Sucht man nach den Ursachen für die Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Karrierewegen in der Medizin, kommt schnell das Thema Mutterschaft auf. So ist anzunehmen, dass Frauen aufgrund von Schwangerschaft, Mutterschutz und Arbeit in Teilzeit häufiger langfristig auf unteren Hierarchiestufen bleiben.
Besonders schwangere Ärztinnen sorgen sich um ihre Karriere. So konnte eine Umfrage des Marburger Bundes und anderer ärztlicher Organisationen aus dem Jahr 2023 unter mehreren tausend Befragten diesbezüglich deutliche Befürchtungen offenlegen. Darunter auch die Angst vor negativen Auswirkungen auf die Ausbildung, ein Tätigkeitsverbot und negative Reaktionen von Vorgesetzten.
Hinzu kommt, dass Frauen in bestimmten medizinischen Disziplinen grundsätzlich weniger präsent sind. Während sie in der Psychotherapie, Allgemeinmedizin, Frauenheilkunde oder Pädiatrie die Mehrheit stellen, bleiben chirurgische Fächer weithin männerdominiert. Für den ambulanten Bereich gibt die Stiftung Gesundheit im Februar 2023 an, dass die niedrigsten Frauenanteile in der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie zu finden seien (13,8 Prozent) sowie in der Orthopädie und Unfallchirurgie (14,1 Prozent) und Neurochirurgie (14,5 Prozent).
Demnach ist eine differenzierte Betrachtung unbedingt notwendig. Christoph Dippe, CEO der Stiftung Gesundheit, spricht von einem „Wendepunkt“ in der Entwicklung von Frauen in der ambulanten Versorgung. Während die Frauenquote hier 2018 noch bei 46 Prozent lag, liegt sie 2023 schon bei etwas über 50 Prozent. Tendenz steigend.
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Die Trends sind also eindeutig: Der Frauenanteil in medizinischen Berufen steigt und wird auch weiter steigen. Aber damit ist es nicht getan. Damit Frauen auch in der Chefetage und in unterrepräsentierten Facharztrichtungen wie der Chirurgie künftig mindestens die Hälfte der Entscheidungspositionen einnehmen, muss noch viel passieren.
Und nicht nur hier. Auch in Ärztekammern, Berufsverbänden oder Fachgesellschaften; an Universitätskliniken, in Krankenhäusern oder in der Niederlassung, fordert die Ehrenpräsidentin des Deutschen Ärztinnenbunds e. V., Dr. med. Astrid Bühren. Die Vorschläge der Vertreterinnen des Verbandes reichen von Jobsharing für Führungspositionen, flexiblen Arbeitszeitmodellen, angepassten Mutterschutzgesetzen bis hin zu Kinderbetreuung während berufspolitischer Sitzungen und Veranstaltungen im ärztlichen Bereich.
Auch Mentoring-Programme für Ärztinnen können hilfreich sein. Damit erhalten Frauen gezielte Unterstützung, um den Frauenanteil in Führungspositionen zu erhöhen. Denn: Je mehr weibliche Vorbilder es gibt, je mehr können sich junge, aufstrebende Ärztinnen daran orientieren und Mut fassen – allen Stereotypen zum Trotz.
Titelbild: iStock.com/FatCamera
Karin Greeck
Als freie Journalistin findet sie immer die richtigen Worte, um auch komplexe Sachverhalte verständlich darzustellen. Spezialgebiete: spannende Interviews und Reportagen.
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