Leben retten

Erste Hilfe: Jede Hilfe ist besser als keine Hilfe

Frau ruft Rettungsdienst nach Fahrradunfall
Juliane Beckmann | 13.9.2024 | Lesedauer: 4 Minuten

Am 14. September findet der Tag der Ersten Hilfe 2024 statt ­­– weltweit. Er erinnert daran, wie wichtig es ist, im Notfall zu helfen.

Erste-Hilfe-Maßnahmen entscheiden oft über Leben und Tod. Jedes Jahr am zweiten Samstag im September wird weltweit der „Tag der Ersten Hilfe“ gefeiert. Was steckt hinter diesem Tag, warum ist er so bedeutend, und wie können Ärztinnen, Ärzte, Pflegefachkräfte und alle anderen Menschen davon profitieren?

Die Bedeutung des Tags der Ersten Hilfe

Der „Tag der Ersten Hilfe“ wurde initiiert, um die Wichtigkeit von Erste-Hilfe-Maßnahmen in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken. Ob bei einem Unfall im Straßenverkehr, einem Herzinfarkt oder einem Sturz – Erste Hilfe kann über Leben und Tod entscheiden. Studien zeigen, dass schnelle und richtige Erste-Hilfe-Maßnahmen die Überlebenschancen eines Menschen erheblich steigern und das Risiko bleibender Schäden deutlich verringern können.

Doch viele Menschen fühlen sich unsicher, wenn es darum geht, Erste Hilfe zu leisten – und zwar umso unsicherer, je länger der Erste-Hilfe-Kurs zurückliegt. Das gilt auch für Ärztinnen, Ärzte und medizinische Fachkräfte, sofern sie nicht gerade täglich damit zu tun haben. Sie fürchten, Fehler zu machen oder nicht genug zu wissen. Genau hier setzt der „Tag der Ersten Hilfe“ an: Er soll Wissen vermitteln, die Bereitschaft zur Hilfe fördern und den Menschen die Angst vor der Ersten Hilfe nehmen.

Unfälle und Erste Hilfe: Schnell handeln, Leben retten

Unfälle passieren in der Regel unerwartet und können jeden von uns treffen. Rund 60 Prozent aller Unfälle in Deutschland passieren im häuslichen Umfeld, etwa 20 Prozent in Bussen oder Bahnen. Dazu kommen Verkehrsunfälle. Etwa 2,4 Millionen Verkehrsunfälle wurden 2022 in Deutschland registriert, wobei in 10 Prozent der Fälle Personenschäden auftraten. Dabei sind die ersten Minuten nach einem Unfall entscheidend: Gezielte Maßnahmen wie das Absichern der Unfallstelle, das Prüfen der Vitalzeichen und die Einleitung lebensrettender Sofortmaßnahmen können das Risiko schwerer Verletzungen und bleibender Schäden erheblich reduzieren.

Ein Mann gibt einem anderen Mann eine Herzdruckmassage

Ein Mann gibt einem anderen Mann eine Herzdruckmassage

Erste Hilfe bei Herz-Kreislauf-Stillstand: Die Bedeutung der Reanimation

Besonders wichtig ist die Erste Hilfe bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand. In Deutschland erleiden jedes Jahr mindestens 70.000 Menschen einen plötzlichen Herzstillstand. Die Überlebensrate liegt derzeit bei etwa 10 Prozent, könnte jedoch verdreifacht werden, wenn Umstehende sofort mit der Wiederbelebung (Reanimation) beginnen würden.

Wiederbelebung: Eine einfache Anleitung

Die ersten drei bis fünf Minuten nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand sind entscheidend, da irreversible Hirnschäden durch Sauerstoffmangel bereits nach dieser Zeit auftreten können. Doch bis der Rettungsdienst eintrifft, vergehen je nach Standort durchschnittlich neun Minuten. Diese Zeit kann und muss durch Reanimation überbrückt werden. Dabei gilt: Prüfen – Rufen – Drücken.

  1. 1.
    Prüfen: Überprüfen, ob die betroffene Person normal atmet und ansprechbar ist.
  2. 2.
    Rufen: Atmung hat ausgesetzt, die Person ist nicht ansprechbar, Notruf 112 anrufen.
  3. 3.
    Drücken: Sofort mit der Herzdruckmassage beginnen: Hände mittig auf die Brust der betroffenen Person legen und den Brustkorb 100 bis 120 Mal pro Minute 5 bis 6 cm tief eindrücken. Songs wie „Staying Alive“ von den Bee Gees oder „Dancing Queen“von ABBA haben den richtigen Rhythmus, um die Herzdruckmassage in der idealen Frequenz durchzuführen. Diese sollte ohne Unterbrechung bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes fortgesetzt werden. Im Zweifel mit anderen Ersthelfern dabei abwechseln. Bei Unsicherheiten kann man sich von der Notrufstelle telefonisch anleiten lassen.
  4. 4.
    Mund-zu-Mund-Beatmung ist sinnvoll, wenn beispielsweise die Rettungskräfte nicht nach wenigen Minuten eintreffen. Der Deutsche Rat für Wiederbelebung schreibt dazu: „Herzdruckmassage als Pflicht, Beatmung als Kür!“
Unterstützung durch Defibrillation

In etwa einem Viertel der Fälle kann die Anwendung eines automatisierten externen Defibrillators (AED) lebensrettend sein. Die Herzdruckmassage sollte jedoch niemals unterbrochen werden, um nach einem Defibrillator zu suchen. Nur wenn mehrere Personen anwesend sind, kann eine zweite Person einen AED holen, während die erste Person die Herzdruckmassage fortsetzt. Zwar müssen Defibrillatoren in Gebäuden nicht verpflichtend bereitgehalten werden, viele öffentliche Gebäude und Einrichtungen haben diese dennoch, wie Rathäuser, Bahnhöfe, Einkaufszentren, Pflegeheime oder Bildungseinrichtungen. AED geben nach der Aktivierung akustisch oder auf dem Display genaue Anweisungen, wie sie verwendet werden müssen.

Ein AED an einem öffentlichen Platz

Den Umgang mit AED lernt man in Erste-Hilfe-Schulungen

Erste Hilfe in der Gesundheitsbranche: Bedeutung für Ärztinnen, Ärzte und Pflegefachkräfte

Für viele Ärzte, Ärztinnen und Pflegefachkräfte ist Erste Hilfe ein grundlegender Bestandteil ihrer täglichen Arbeit. Doch auch in der Gesundheitsbranche gibt es immer wieder Situationen, in denen schnelles Handeln entscheidend ist – nicht nur für Patientinnen und Patienten, sondern auch für Kolleginnen und Kollegen und sich selbst.

  1. 1.
    Aktualisierung des Wissens: Der Tag der Ersten Hilfe bietet einen guten Anlass, das eigene Wissen aufzufrischen und neue Techniken oder Veränderungen in den Leitlinien der Ersten Hilfe zu erlernen.
  2. 2.
    Verbreitung des Wissens: Medizinische Fachkräfte können ihr Wissen und ihre Erfahrung nutzen, um auch andere – sei es das Klinikpersonal oder die breite Öffentlichkeit – zu schulen und zu sensibilisieren.
  3. 3.
    Praxisnahes Üben: Durch regelmäßige Übung und Teilnahme an Fortbildungen bleiben die Kenntnisse präsent und abrufbereit.

Wie Unternehmen in der Gesundheitsbranche den Tag der Ersten Hilfe nutzen können

Der Tag der Ersten Hilfe ist auch eine hervorragende Gelegenheit für Unternehmen in der Gesundheitsbranche, das Thema Erste Hilfe in den Vordergrund zu stellen und ein Bewusstsein dafür zu schaffen. Einige Ansätze, wie Unternehmen diesen Tag aktiv gestalten können:

  • Schulungen und Workshops anbieten: Kostenlose oder vergünstigte Schulungen und Workshops für Mitarbeitende und die Öffentlichkeit sind eine Möglichkeit, das Wissen über Erste Hilfe zu verbreiten.
  • Interne Aktionen starten: Erste-Hilfe-Wettbewerbe, Quizze oder praktische Übungen am Arbeitsplatz können dazu beitragen, das Thema spielerisch und praxisnah zu vermitteln.
  • Kommunikation und Sensibilisierung: Über soziale Medien, Newsletter oder interne Kommunikationskanäle können Artikel, Videos und Infografiken zum Thema Erste Hilfe geteilt werden, um die Relevanz und Bedeutung zu unterstreichen.

Fazit: Jede Hilfe zählt

Der „Tag der Ersten Hilfe“ ist mehr als nur ein symbolischer Tag. Er ist eine Erinnerung daran, dass jede und jeder von uns in der Lage sein sollte, im Notfall schnell und effektiv zu handeln. Indem wir Wissen teilen, Unsicherheiten abbauen und zur Tat schreiten, können wir dazu beitragen, Leben zu retten – im Krankenhaus, am Arbeitsplatz oder auf der Straße.

Titelbild: iStock.com/RossHelen

Autor

Juliane Beckmann

Online-Redakteurin mit viel Erfahrung und seit 2019 Teil der doctari-Redaktion. Lernt gern dazu, mag Bindestriche und macht die Texte rund.

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