Die WHO setzt sich für die Gesundheit aller Menschen auf der ganzen Welt ein
iStock.com/DOERS
Ihr Ziel hat sich in den vergangenen 75 Jahren nicht verändert: Laut Verfassung strebt die WHO das bestmögliche Gesundheitsniveau bei allen Menschen an und bleibt den in der Präambel der Verfassung niedergelegten Grundsätzen verpflichtet: „Ein Höchstmaß an Gesundheit für alle Völker“ (Artikel 1, Satzung WHO). Dabei definiert die WHO Gesundheit als „ein Zustand von vollständigem physischem, geistigem und sozialem Wohlbefinden, der sich nicht nur durch die Abwesenheit von Krankheit oder Behinderung auszeichnet“.
Neben der reinen Gesundheit gehört für die WHO dazu auch, Bedürfnisse sowie Wünsche und Hoffnungen befriedigen oder diese mit einer reellen Chance verwirklichen zu können. Und zwar nicht nur für einen einzelnen Menschen, sondern für ganze Gruppen, wie Völker oder Nationen. Außerdem gilt dieser erstrebenswerte Zustand nicht als Lebensziel, sondern als Bestandteil des alltäglichen Lebens – als Normalität und Selbstverständlichkeit.
Als Hauptaufgabe der Weltgesundheitsorganisation gilt die Bekämpfung von Erkrankungen mit Schwerpunkt auf Infektionskrankheiten oder übertragbare Krankheiten wie HIV, Tuberkulose, Hepatitis und Grippe. Ebenso wichtig ist es, Seuchen zu bekämpfen, die Hygiene in vielen Ländern zu verbessern und Krankheiten wie Krebs oder Herzkrankheiten vorzubeugen.
Zu den größten Erfolgen der vergangenen 75 Jahren gehören unter anderem weltweite Impfkampagnen für die Bekämpfung von Infektionskrankheiten oder zur Vorbeugung von Pandemien wie die Tropenkrankheit Frambösie in den 1950er-Jahren, die Pocken oder Kinderlähmung (Polio). Dadurch wurden und werden heute immer noch Millionen von Menschenleben gerettet oder eine Behinderung verhindert. Allein bei der Tropenkrankheit Frambösie versorgte die WHO rund 300 Millionen Menschen in 46 Ländern mit Penizillin. Die Pocken gelten mittlerweile weltweit als ausgerottet, die Ausrottung von Polio wird für die nächsten Jahre angestrebt. Auch bei der Entwicklung von Impfstoffen gegen Malaria und Schistosomiasis ist die WHO maßgeblich verantwortlich.
Bei „Safe Motherhood“ setzt sich die WHO seit 1987 für Familienplanung und Selbstbestimmung der Frau in Entwicklungsländern ein. Auch bei der Anti-Raucher-Kampagne ab 2003 und damit gegen Krebs war die WHO treibende Kraft.
Kritik gab es hingegen für zögerliche und zu späte Reaktionen bei der Covid-19-Pandemie. Die WHO stufte Covid-19 erst im März 2020 als Pandemie ein, als sich das Virus schon in vielen Staaten weltweit ausgebreitet hatte und schon mehrere hunderte Menschen daran gestorben waren.
Ein Kind bekommt in Indien eine Schluckimpfung gegen Polio.
iStock.com/shylendrahoode
Neben der Entwicklung von Leitlinien, Standards und Methoden in gesundheitsbezogenen Bereichen zählt heute weiterhin die globale Koordination von Aktivitäten gegen übertragbare Krankheiten zu den wichtigsten Aufgaben. Dazu gehört auch Aufklärungsarbeit gegen Volkskrankheiten wie das Rauchen, ungesunde Ernährung und Übergewicht. Aber auch das Festlegen von globalen Sicherheitsstandards wie eine Checkliste für Operationen entwickelt die WHO.
Um ihre Arbeit permanent anzupassen und auf Entwicklungen weltweit zu reagieren, sammelt und analysiert die WHO regelmäßig weltweit Gesundheits- und Krankheitsdaten. Nur damit kann die Organisation weltweit frühzeitig Erkrankungen erkennen und gegen sie weltweit vorgehen. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit der WHO liegt in der Konzeption und im Aufbau eines möglichst wirksamen und kostengünstigen Gesundheitssystems in Entwicklungsländern. Mit der Unterstützung und der Entwicklung von lokalen Gesundheitssystemen lassen sich Gesundheitsstandards in Entwicklungsländern verbessern.
Die Weltgesundheitsversammlung (WHA) als höchstes Entscheidungsorgan steuert die WHO. Dafür sind 34 RegierungsvertreterInnen in einem Exekutiv-Rat zuständig. Aufgeteilt in sechs Regionen Afrika, östliches Mittelmeer, Europa, westlicher Pazifik, Südostasien und Amerika, mit einem eigenen Regionalbüro, steuert die WHO über 150 Länderbüros mit mehr als 8.000 Mitarbeitenden.
Für die weltweite Arbeit stehen im Zweijahreshaushalt fast sieben Milliarden US-Dollar bereit. Deutschland gehört der WHO EURO-Region an mit Sitz des Regionalbüros in Kopenhagen (Dänemark). Seit Juli 2017 leitet der Äthiopier Tedros Adhanom Ghebreyesus als Generalsekretär die WHO. Die WHO-Mitglieder treffen sich jährlich in Genf, um finanzielle und organisatorische Aufgaben zu beschließen und künftige Programme festzulegen.
Aktuell beschäftigt sich die WHO mit und forscht zum Corona-Virus, um die Pandemie weiter einzudämmen. Dazu zählen unter anderem die Aufklärungsarbeit über die Symptome und die Verbreitung des Virus sowie gegen Falsch-Informationen, aber auch das Sammeln und die Auswertung von Infos rund um das Virus, um die Entwicklung von Impfstoffen und Medikamenten weiter zu beschleunigen, gerade für Länder mit einem schwachen Gesundheitssystem. Heute wie vor 75 Jahren.
Fabian Hoberg
Der klassische, weiße Arztkittel kommt aus der Mode. Nicht jedem gefällt dieser Trend. Doch vor etwas mehr als 100 Jahren sahen Mediziner auch schon anders aus.
Zum Artikel >In diesem Interview spricht Psychiater Dr. Marcel von Rauchhaupt über Wertschätzung und was sie für ihn und andere ÄrztInnen bedeutet.
Zum Artikel >Damit im Falle eines medizinischen Notfalls jeder weiß, was er tun muss, gibt es Erste-Hilfe-Schulungen. Ein Überblick über die Geschichte.
Zum Artikel >Manche Patienten möchten ihrem Arzt oder ihrer Ärztin danken, etwa nach schwerer Krankheit. Doch wie? Was ist angemessen?
Zum Artikel >Am Welttag der Patientensicherheit steht die Diagnosesicherheit im Fokus: Wie wirken sich Personalmangel und Arbeitsbelastung auf sichere Diagnosen aus?
Zum Artikel >Am 14. September findet der Tag der Ersten Hilfe 2024 statt – weltweit. Er erinnert daran, wie wichtig es ist, im Notfall zu helfen.
Zum Artikel >