Notfall in Kliniken

Notstromversorgung: Damit im OP nicht das Licht ausfällt

OP-Saal mit Fachkräften
Fabian Hoberg | 15.3.2024 | Lesedauer: 3 Minuten

Was passiert, wenn in Krankenhäusern der Strom ausfällt? Wie sind Kliniken auf so einen Notfall vorbereitet, damit auch ohne Strom vom Netz der Betrieb weiter geht?

Mitten in der Operation beginnt die Deckenbeleuchtung zu flackern. Plötzlich schaltet sie sich ganz ab. Ein Horrorszenario für jeden Chirurgen und jede Chirurgin. Doch vor einem Stromausfall sind auch Krankenhäuser und Kliniken nicht gefeit. Damit der Betrieb in so einem Fall weitergeht und das Krankenhauspersonal die Patientinnen und Patienten weiterhin versorgen kann, müssen Krankenhäuser und Kliniken als kritische Infrastrukturen vorsorgen.
Versorgungsunterbrechungen des Stromnetztes stören nicht nur den Betrieb eines Krankenhauses, sie können auch schwerwiegende Folgen für die Menschen haben. So ist Strom insbesondere bei IntensivpatientInnen für die Überwachung und Medizintechnologie unmittelbar lebensnotwendig.

Was ist eine Notstromversorgung in einem Krankenhaus?

Ein Krankenhaus muss sicherstellen, dass es auch im Notfall eigenständig bis zu 24 Stunden mit Strom versorgt ist. In der Regel geschieht das mit Hilfe von großen Diesel-Aggregaten, die Strom erzeugen. Zu den Verbrauchern zählen unter anderem die Bettenaufzüge, Sicherheitsbeleuchtung, Brandmelder, Feuerwehraufzüge, Notfallambulanz sowie elektrische Anlagen für die medizinische Gasversorgung inklusive Sauerstoff und Druckluft.
Auch der Stromkreislauf für die Löschwasserversorgung und der Strom für die Operationssäle sowie die Intensivstation müssen jederzeit sichergestellt sein. Dazu kommen spezielle Kühlschränke für Blutkonserven und bestimmte Medikamente, aber auch spezielle Aufbereitungsmaschinen für die sterile Reinigung von OP-Besteck. Damit alles läuft, braucht es nicht nur die Aggregate zur Produktion von Strom, sondern die richtige Menge an Kraftstoff, meist Heizöl oder auch Dieselkraftstoff. 

Notfallversorgung ist gesetzlich geregelt

Krankenhäuser und Kliniken sind gesetzlich verpflichtet, Notstromversorgungssystemen bereitzustellen. Je nach Bundesland sind die Vorschriften über den Krankenhausbetrieb durch besondere Verordnungen oder baurechtliche Einzelfallentscheidungen unterschiedlich geregelt. In der aktuellen Norm müssen Krankenhäuser und Kliniken „Netzersatzanlagen“, in der Regel Aggregate zur Stromproduktion, sowie passenden Kraftstoff für einen Betrieb von 24 Stunden bereithalten. Für andere Einrichtungen des Gesundheitswesens wie Praxen gibt es allerdings keine detailliert geregelten Verpflichtungen zur Bereitstellung von Notstrom.

Frühchen im Brutkasten

Schon die Allerkleinsten sind auf Strom angewiesen, um zu überleben

Was passiert, wenn in einem Krankenhaus der Strom ausfällt?

Wenn der Strom ausfällt, können unter Umständen kurz Stromschwankungen entstehen. Ein gutes Notfallsystem erkennt den Stromausfall innerhalb von Sekunden und schaltet die Notstromaggregate zu. In der Regel dauern Umschaltung und Anlaufen der Aggregate bis zu 15 Sekunden. Die Aggregate speisen ihre Energie direkt in das Stromnetz des Krankenhauses oder der Klinik ein. Im Idealfall geschieht das reibungslos, sodass Klinikpersonal und Patientinnen und Patienten davon nur wenig mitbekommen.
Je nach Leistung der Aggregate kann es aber auch sein, dass in manchen Bereichen der Krankenhäuser und Kliniken Energie eingespart wird, also Etagen oder Räume stromlos bleiben. Die Klinik legt selbst fest, welche Gebäudebereiche bei einem langanhaltenden Stromausfall funktionsfähig bleiben sollen. Meist sind das Intensivstationen, OP-Bereiche, Lüftungs- und Klimatechnik, Fahrstühle, Beleuchtung und Brandschutzanlagen. Dabei hat die Lebensrettung immer Vorrang
Auch wenn der Strom nach einem Blackout ein paar Sekunden ausfallen kann, müssen Patientinnen und Patienten weiter versorgt werden. Moderne Geräte wie das Monitoring, Beatmungsgeräte oder Spritzenpumpen setzen daher auf integrierte Akkus, um netzunabhängig ihre Systeme für eine kurze Zeit mit Energie versorgen zu können.

Wie lange kommt ein Krankenhaus ohne Netz-Strom aus?

Wie bereits erwähnt, müssen sich Krankenhäuser gesetzlich mindestens 24 Stunden lang mit selbst produziertem Strom versorgen können. Je nach Größe der Notstromaggregate und dem Volumen der Dieseltanks kann die Selbstversorgung auch länger anhalten. Das Klinikum Dresden hält beispielsweise für den Notfall 16 Notstromaggregate und insgesamt 100.000 Liter Dieselkraftstoff bereit. Damit kann sich das Klinikum bis zu 36 Stunden selbst mit Energie versorgen, bevor eine zusätzliche Treibstofflieferung notwendig wird. Entscheidend ist, dass das Krankenhaus über einen längeren Zeitraum in seinen Grundfunktionen weiter handlungsfähig bleiben kann. 

Dieselaggregat für Notstrom

Notstromaggregate wie dieses können per Dieselkraftstrom Strom erzeugen

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Wodurch kann ein Stromausfall entstehen?

Zwar stuft die Bundesnetzagentur die Gefahr für einen flächendeckenden Stromausfall als gering ein. Dennoch sind sie möglich, zum Beispiel durch:

  • klimabedingte Extremwetterereignisse
  • technisches Versagen
  • menschliches Versagen
  • Epidemien und Pandemien
  • kriminelle und terroristische Akte

Kann man sich auf einen Blackout vorbereiten?

Bei einem „Schwarztest“ kann ein Blackout simuliert werden. Dabei wird die Stromversorgung zum örtlichen Energieversorger geplant unterbrochen. Bei dem Test zeigt sich anschließend, wie die Notfallsysteme im Krankenhaus funktionieren und ob die Abläufe für die Notstromversorgung passen. Experten empfehlen daher regelmäßige Tests, ein- bis zweimal im Jahr, um sich besser auf einen eventuellen Blackout vorzubereiten.

Titelbild: iStock.com/gpointstudio

Autor

Fabian Hoberg

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