Elisa im Einsatz in einer Klinik
Wie kann man sich diesen Schutz der Mitarbeitenden konkret vorstellen?
Im ersten Schritt sehen wir uns immer an, welche Gefährdungen auf unsere Mitarbeitenden eintreffen können, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass daraus ein Unfall, eine Verletzung oder auch eine Berufskrankheit entstehen kann und wie groß das Ausmaß wäre. Das ist im klassischen Sinne eine Gefährdungsbeurteilung.
Da es uns nicht immer möglich ist, unsere medizinischen Fachkräfte persönlich zu treffen, müssen wir neue Möglichkeiten finden, sie mit allen nötigen Informationen zu Gefährdungen, Verfahren, Maßnahmen, Kontakten usw. zu versorgen. Aus diesem Grund haben wir unsere digitale Wissensplattform geschaffen. All unsere Mitarbeitenden bekommen dort ihre personalisierten Pflichtunterweisungen zugewiesen. Der gesamte Schulungscontent wird jährlich von uns neu erarbeitet und mit aktuellen Themen aufgefüllt, denn Prävention ist der Schlüssel, nicht die Reaktion.
Welcher Bereich ist besonders herausfordernd?
Einer unserer aufwendigsten und wichtigsten Bereiche ist der Strahlenschutz. Wir sind als Entleiher dafür zuständig, die Fachkräfte mit Dosimetern auszustatten und auch hier mit Unterweisungen und Vorsorgen den Fokus auf ihre Gesundheit zu legen. Im Detail bedeutet das ein monatliches Herausfiltern aller möglichen strahlenexponierten Personen, das Anfordern der Dosimeter bei der Auswertungsstelle, das Einbuchen aller Dosimeter im System, Versand der Dosimeter an die einzelnen Fachkräfte, Rückfordern der Dosimeter plus Ausbuchen aus dem System, der monatliche Rückversand der genutzten Dosimeter an die Auswertungsstelle sowie das Beantragen und Führen von Strahlenpässen. Viel Arbeit, aber sehr wichtig!
Jeden Monat verschickt doctari Dosimeter an die Mitarbeitenden, die sie für ihre Arbeit brauchen.
doctari
"Da es uns nicht immer möglich ist, unsere Fachkräfte persönlich zu treffen, müssen wir neue Möglichkeiten finden."
Wenn Ihr Kliniken besucht, wie sieht so ein Tag aus?
Die Begehung der Arbeitsplätze in den Kundenbetrieben gehört zu unserer Fürsorgepflicht, aber auch zu meiner persönlichen großen Leidenschaft. Hierfür vereinbaren wir Termine mit unseren Kunden und sprechen vorab in Telefonaten über Organisatorisches. Anschließend gehen wir dorthin, wo auch unsere Mitarbeitenden hingehen, also auf die Stationen und in die Funktionsbereiche, z. B. Intensivstation, die Anästhesie oder in die Radiologie. Dafür kleiden wir uns natürlich auch in die dazugehörige Schutzkleidung.
In den Notaufnahmen geht es gern mal etwas stressiger zu, da müssen wir auch schon mal zur Seite springen, wenn es sehr eilig ist, um niemanden zu stören. Nach der Begehung formulieren wir in enger Zusammenarbeit mit unseren Kunden Maßnahmen und halten alles schriftlich fest, um einen hohen Arbeitsschutzstandard auf beiden Seiten zu gewährleisten.
Zu Eurem Team gehören auch psychologische ErsthelferInnen. Was tun sie?
Neben der Beratung und Aufklärung der Mitarbeitenden gehört es auch zu unseren Aufgaben, im Ernstfall für sie da zu sein. Unsere psychologischen ErsthelferInnen melden sich bei den Fachkräften, sobald wir die Meldung erhalten, dass es einen Arbeitsunfall mit Gewalt gegeben hat – verbal oder körperlich. Wir gehen auf die Mitarbeitenden zu und bieten ihnen an, darüber zu sprechen und erklären ihnen, welche Angebote zur Verarbeitung es gibt. Damit können wir schon viel auffangen. Auch bei sexuellen Übergriffen ist es wichtig, zu zeigen: Wir stehen hinter dir und es war nicht ok, was da passiert ist. Wir möchten in diesen Situationen einfach unterstützen.
Bei doctari, der Nr. 1 für Zeitarbeit in der Medizin, profitieren Sie von mehr Wertschätzung, Selbstbestimmung und von mehr Gehalt. Registrieren Sie sich kostenlos und unverbindlich und erfahren Sie mehr.
Was gehört noch in euren Bereich?
Ganz besondere Projekte, die im ersten Moment nicht offensichtlich in den Arbeitsschutzbereich fallen, wie die Erstellung unseres Medizinproduktepasses speziell für unsere Mitarbeitenden in Zeitarbeit beispielsweise. Unsere ÄrztInnen und Pflegekräfte sind in vielen Kliniken unterwegs und jedes Mal aufs Neue dazu verpflichtet, Einweisungen in die dortigen Geräte zu erhalten. Und immer müssen diese Einweisungen mit Unterschriften dokumentiert werden. Um diese Dokumentationsflut für unsere Mitarbeitenden einfacher zu gestalten, haben wir unseren eigenen Medizinproduktepass entworfen, angepasst auf die Bedürfnisse von Zeitarbeitnehmenden. Dieser wird gerade nach und nach an unsere Fachkräfte versendet.
Neben dem Medizinproduktepass haben wir uns noch eine weitere Erleichterung für unsere Fachkräfte einfallen lassen - unsere Safety Card. Auf einer kleinen Karte finden sich alle Informationen zum Verhalten bei Arbeitsunfällen, zu kontaktierende AnsprechpartnerInnen und der Zugang zu unserem digitalen Verbandbuch. Praktisch für unterwegs.
Liebe Elisa, vielen Dank für das Gespräch.
Sabine Stahl
Die erfahrene Journalistin und Medizin-Redakteurin arbeitet seit 2021 in der doctari-Redaktion und beschäftigt sich am liebsten mit Ratgeber- und Statistikthemen.
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