Pflegeberuf

Ich arbeite gerne in der Pflege, weil …

in rotes Herz liegt in zwei älteren Händen, die wiederum von zwei jüngeren Händen gehalten werden
Sabine Stahl | 10.1.2024 | Lesedauer: 4 Minuten

Mit Kranken und Hilfsbedürftigen zu arbeiten, bedeutet Verantwortung und erfordert viel Empathie. Viele Pflegekräfte lieben ihren Beruf. Wir haben gefragt: Warum?

Wer an den Pflegeberuf denkt, denkt möglicherweise an Schichtarbeit, Überstunden, Rückenschmerzen, ein leidendes Sozialleben, Fachkräftemangel und teilweise auch an eine schlechte Bezahlung. All diese negativen Assoziationen, die manche mit dem Pflegeberuf verbinden, lassen das Wichtigste außer Acht: Pflegekräfte haben sich in der Regel bewusst für ihren Beruf entschieden und üben ihn sehr gerne aus. Sie schöpfen eine tiefe Zufriedenheit daraus, anderen zu helfen und genießen das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun. Hinzu kommt, dass die Pflege eine sehr abwechslungsreiche und anspruchsvolle Arbeit ist.

Eine Studie aus dem Jahr 2022 mit dem Thema „Ich pflege wieder, wenn ...“ zeigt, dass die meisten Pflegekräfte in Deutschland die Pflege selbst lieben, aber unzufrieden mit den Rahmenbedingungen sind. Ein großer Teil der befragten Pflegekräfte wünschte sich demnach mehr Zeit für die eigentliche Arbeit, also für die Pflege der Patientinnen und Patienten. Weitere Wünsche waren mehr Gehalt und mehr Wertschätzung gegenüber den Pflegenden.

Junge Frau in blauem Kittel sitzt in einer Vorlesung

Der Pflegeberuf ist Herzenssache

Wir wollten genauer wissen, warum Menschen gerne in der Pflege arbeiten und haben unsere erfahrenen Pflegefachkräfte, Bianca Kohl und Oliver Lausegger, gefragt. Hier kommen ihre Antworten:

  • Ich arbeite gerne in der Pflege, weil ich es liebe, Menschen etwas Gutes zu tun. Zusammen mit meinen Kollegen möchte ich versuchen, den Krankenhausaufenthalt für die Patientinnen und Patienten so angenehm wie möglich zu gestalten.
  • Ich möchte mit meinem Fachwissen PatientInnen und KollegInnen helfen.
  • Ich arbeite gerne in der Pflege, weil der Schichtdienst mehr Möglichkeiten und Freiräume schaffen kann.
  • Ich mag meinen Beruf als Pflegekraft, weil er mich jeden Tag aufs Neue herausfordert.
  • Ich mag das eigenständige, individuelle Handeln und Entscheiden in diversen Ausnahmesituationen
  • Ich liebe den Pflegeberuf, weil Pflegekräfte soziale und loyale Persönlichkeiten sind, welche einen Beitrag für unsere Gesellschaft leisten.
  • Ich arbeite gerne in der Pflege, um kranken und bedürftigen Menschen mit Rat und Tat zur Seite stehen zu können.
  • Ich arbeite als Pflegekraft, um mein Netzwerk zu Pflegekräften und Ärzten zu erweitern und zu pflegen.
  • Ich arbeite gerne in der Pflege, um mit meinem Fachwissen neuen Pflegekräften unter die Arme greifen zu können und den Transfer von langjährigem Wissen herzustellen.
  • Der Pflegeberuf ermöglicht mir, Visionen und Perspektiven zu entwickeln und zu kreieren, die dann als Team erreicht werden können.
  • Ich mag meinen Beruf in der Pflege, da ich Teamfähigkeit sehr zu schätzen weiß.
  • Ich arbeite gerne in der Pflege, weil ein großes Team auch Abwechslung und neue Kontakte ermöglicht und so mit neuen Kollegen neue Freundschaften entstehen können.
  • Nach mehr als 20 Jahren auf der Intensivstation bin ich immer noch nicht müde, diesen Job auszuüben.

Bessere Konditionen, mehr Wertschätzung

Für Bianca ist es besonders schön zu sehen, wenn schwer kranke Menschen wieder gesund werden und welche Schlüsse sie aus ihren Schicksalsschlägen ziehen. Sehr häufig hört sie, dass die Menschen nun ihr Leben verändern wollen und dass es eine Art zweites Leben. Davon ein Teil zu sein, findet Bianca besonders schön. Sie erzählt den Menschen auch, was alles passiert ist, als sie im Koma lagen und findet, man lernt die Menschen von einer Seite kennen, die sie selbst an sich nicht kennen.

All das zeigt, wie viel Positives Pflegekräfte aus ihrem Beruf schöpfen können. Doch manchmal werden die guten von den negativen Seiten überschattet. Auch Bianca war unzufrieden mit ihrer Arbeit als festangestellte Krankenschwester auf einer Intensivstation. Sie wechselte deshalb in die Zeitarbeit Pflege, weil sie so ihren geliebten Beruf weiter ausüben konnte, aber deutlich bessere Rahmenbedingungen hatte.

„Insbesondere Wertschätzung, ein angemessenes Gehalt und verlässliche Dienstpläne sind die Hauptkriterien unserer MitarbeiterInnen“, sagt Susanne Grube, Leitung Vertrieb im Bereich Pflege bei doctari, über die Beweggründe, in die Zeitarbeit zu gehen. Nach vielen Jahren im Job kennt sie die Wünsche und Sorgen der Pflegekräfte. „Zu verlässlichen Dienstplänen gehört, dass man mal länger Urlaub nehmen kann und nicht bei Engpässen sofort zurück in den Dienst gezogen wird. Nur so lässt sich der Beruf auch mit der Familie und einem zufriedenen Leben vereinbaren.“

Raus aus der Pflege?

Wer trotz allem seinen Pflegeberuf aufgeben möchte, der findet in unserem Beitrag „Raus aus der Pflege“ alternative Möglichkeiten.

Zum Artikel

Fakten zur Pflege in Deutschland

In Deutschland arbeiteten im Jahr 2021 rund 4,2 Millionen Menschen in Gesundheitsberufen in Krankenhäusern, in der Reha oder in der stationären oder teilstationären Pflege. Das zeigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Fünf Jahre zuvor lag die Zahl bei 3,9 Millionen Menschen. Allerdings trifft die langsam wachsende Zahl der Menschen in der Gesundheitsbranche auf eine schnell alternde Bevölkerung und eine bald in Rente gehende Boomer-Generation. Aus diesem Grund werden in den kommenden Jahrzehnten sehr viele weitere Pflegefachkräfte gebraucht. Umso wichtiger ist es für alle, die sich für den Pflegeberuf interessieren, auf die vielen schönen Seiten des Pflegeberufes zu blicken.

Titelbild: iStock.com/Pornpak Khunatorn

Autor

Sabine Stahl

Die erfahrene Journalistin und Medizin-Redakteurin arbeitet seit 2021 in der doctari-Redaktion und beschäftigt sich am liebsten mit Ratgeber- und Statistikthemen.

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