Erste Hilfe

Die Geschichte der Ersten-Hilfe-Schulung

doctari Redaktion | 13.9.2024 | Lesedauer: 3 Minuten

Damit im Falle eines medizinischen Notfalls jeder weiß, was er tun muss, gibt es Erste-Hilfe-Schulungen. Ein Überblick über die Geschichte.

Erste-Hilfe-Kurse gibt es seit den 1870er Jahren

Die meisten Menschen absolvieren eine Erste-Hilfe-Schulung (erzwungenermaßen), wenn sie den Führerschein beantragen wollen. Andere lassen sich freiwillig von ihrem Arbeitgeber zu Ersthelfenden ausbilden. Die Schulungen sind standardisiert und bei verschiedenen großen Anbietern möglich. Doch seit wann gibt es solche Schulungen und wie kam es dazu, Freiwillige zu Ersthelfenden auszubilden?

Die Ausbildung von ErsthelferInnen begann mit der Gründung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz im Jahr 1863 und setzte sich mit den ersten formellen Erste-Hilfe-Kursen in den 1870er-Jahren fort.

Über die Jahrzehnte hinweg wurde die Erste-Hilfe-Schulung kontinuierlich weiterentwickelt und an die Bedürfnisse der Bevölkerung und des Rettungswesens angepasst. Vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart haben zahlreiche Organisationen daran gearbeitet, Erste Hilfe als grundlegende Fähigkeit in der Gesellschaft zu verankern und die Bedeutung lebensrettender Sofortmaßnahmen hervorzuheben. Wir geben einen Überblick.

Historische Entwicklung der Erste-Hilfe-Schulungen

1. Gründung des Roten Kreuzes (1863):
Die Gründung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) im Jahr 1863 durch Henry Dunant ist gleichzeitig der Ursprung der organisierten Ersten Hilfe. Die Idee zur Gründung entstand nach der Schlacht von Solferino im Jahr 1859, als Dunant die Notwendigkeit sah, Verwundeten zu helfen, unabhängig von ihrer Nationalität. Das Rote Kreuz etablierte daraufhin Standards für die Versorgung von Verletzten und begann, Freiwillige in Erster Hilfe auszubilden.

2. Formelle Erste-Hilfe-Kurse (ab 1870er-Jahre):
Die ersten organisierten Erste-Hilfe-Schulungen fanden in den 1870er Jahren statt. Besonders erwähnenswert ist die Gründung der „St. John Ambulance“ in England im Jahr 1877. Diese Organisation wurde ins Leben gerufen, um Kenntnisse in Erster Hilfe für Verletzte zu fördern. Die ersten Kurse wurden vor allem an Menschen in risikoreichen Berufen wie Eisenbahnern, Bergarbeitern und Fabrikarbeitern angeboten.

3. Etablierung der Schulungen in Deutschland (ab Ende des 19. Jahrhunderts):
In Deutschland wurden organisierte Schulungen in Erster Hilfe ebenfalls gegen Ende des 19. Jahrhunderts eingeführt. Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) wurde 1888 gegründet, um Verletzte und Kranke zu versorgen und Erste-Hilfe-Kurse anzubieten. Diese Schulungen wurden bald darauf auch in verschiedenen anderen europäischen Ländern verbreitet.

4. Erste-Hilfe-Schulungen im 20. Jahrhundert:
Mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Erste-Hilfe-Kurse zunehmend institutionalisiert und durch Organisationen wie das Deutsche Rote Kreuz (DRK) und andere nationale Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften weiterentwickelt. Besonders nach den Weltkriegen gewann die Erste-Hilfe-Ausbildung an Bedeutung, da man die Notwendigkeit sah, die allgemeine Bevölkerung in der Erstversorgung von Verletzten zu schulen.

5. Standardisierte Erste-Hilfe-Kurse (seit den 1960er-Jahren):
In den 1960er-Jahren begannen viele Länder, standardisierte Erste-Hilfe-Kurse zu entwickeln und für verschiedene Berufsgruppen und Bevölkerungsgruppen verpflichtend zu machen. In Deutschland zum Beispiel wurden Erste-Hilfe-Kurse für Führerscheinanwärter seit den 1970er-Jahren obligatorisch.

6. Moderne Erste-Hilfe-Schulungen (seit den 1990er-Jahren):
Mit der zunehmenden Bedeutung des Rettungswesens und der Weiterentwicklung der medizinischen Notfallversorgung wurden die Erste-Hilfe-Schulungen weiter ausgebaut und modernisiert. Heute bieten Organisationen wie das Deutsche Rote Kreuz, der Arbeiter-Samariter-Bund, die Johanniter-Unfall-Hilfe und der Malteser Hilfsdienst eine Vielzahl von Kursen an, die auf die Bedürfnisse verschiedener Zielgruppen zugeschnitten sind, z. B. für Betriebe, Schulen, Kindergärten und Sportvereine.

Bewusstsein für Erste Hilfe schaffen und mehr Leben retten

Vom Roten Kreuz über die Einführung formeller Kurse bis hin zu modernen, spezialisierten Schulungen für verschiedene Zielgruppen – Erste Hilfe hat sich im Laufe der Zeit zu einem essenziellen Bestandteil unseres Alltags entwickelt. Die Vermittlung von Erste-Hilfe-Kenntnissen kann nicht nur Leben retten, sondern auch ein Bewusstsein dafür schaffen, dass jede und jeder von uns in der Lage sein sollte, in einer Notsituation zu helfen. Aus diesem Grund ist eine kontinuierliche Weiterentwicklung in diesem Bereich besonders wichtig.

Titelbild: iStock.com/vm

Autor

doctari Redaktion

Inhaltsverzeichnis
Teilen
Mehr zum Thema
Diagnose
Welttag der Patientensicherheit: Diagnosesicherheit im Fokus

Am Welttag der Patientensicherheit steht die Diagnosesicherheit im Fokus: Wie wirken sich Personalmangel und Arbeitsbelastung auf sichere Diagnosen aus?

Zum Artikel >
Arzt teilt Patienten Diagnose mit
Leben retten
Tag der Ersten Hilfe: Jede Hilfe ist besser als keine Hilfe

Am 14. September findet der Tag der Ersten Hilfe 2024 statt ­­– weltweit. Er erinnert daran, wie wichtig es ist, im Notfall zu helfen.

Zum Artikel >
Frau ruft Rettungsdienst nach Fahrradunfall
200. Geburtstag
Marie Simon: Die Wegbereiterin der modernen Pflege in Deutschland

Marie Simon prägte die deutsche Krankenpflege im 19. Jahrhundert maßgeblich. Ihr Erbe lebt in der modernen Pflege weiter. Zum 200. Geburtstag würdigen wir ihre …

Zum Artikel >
Stich von Marie Simon
Hilfsprojekt in Afrika
Als Krankenpfleger im OP-Einsatz in Kamerun

Alexander Derksen verbringt seine freie Zeit regelmäßig mit Hilfsprojekten in Kamerun. Dabei lernt der Fachkrankenpfleger auch viel für seine Arbeit in Deutschl…

Zum Artikel >
Ein Team von ÄrztInnen und Pflegerkräften in einem provisorischen OP-Saal in Afrika
Wertschätzung in der Pflege
Danke sagen an Pflegekräfte

Wie kann man PflegerInnen danken? Am besten mit mehr als Pralinen und Karten, zum Beispiel mit mehr Wertschätzung und besseren Arbeitsbedingungen.

Zum Artikel >
Zwei Hände, die blaue Einweghandschuhe tragen, halten ein Geschenk.
Als OP-Schwester in Tansania
Augen-OPs in Tansania und Kinderchirurgie in Somaliland

Als OP-Fachkraft jeden Tag das Gleiche zu machen, wäre nichts für Katja Liebsch. Neben der Zeitarbeit sucht sie die Herausforderung und unterstützt Hilfsprojekt…

Zum Artikel >
Katja Liebsch im OP in Tansania
Werden Sie jetzt Teil von doctari und finden Sie Ihren Traumjob