Wertschätzung in der Pflege

Danke sagen an Pflegekräfte

Zwei Hände, die blaue Einweghandschuhe tragen, halten ein Geschenk.
Amely Schneider | 9.4.2023 | Lesedauer: 3 Minuten

Wie kann man PflegerInnen danken? Am besten mit mehr als Pralinen und Karten, zum Beispiel mit mehr Wertschätzung und besseren Arbeitsbedingungen.

Im ersten Jahr der Pandemie standen Menschen auf Balkonen und klatschten. Sie wollten „Danke“ sagen an alle Pflegekräfte und ÄrztInnen. Sie applaudierten als Zeichen der Wertschätzung. Doch schnell war klar: Dies hatte außer der Symbolkraft keinen Nutzen. Die Situation in den Kliniken verbesserte sich nicht. Auch heute noch arbeiten die medizinischen Fachkräfte am Limit. Grund genug, über andere Formen des Danks nachzudenken.

Süßigkeiten, Kuchen und Geld

Doch wie kann man den Pflegefachkräften, die sich um kranke und alte Menschen kümmern, Danke sagen? Wie kann man ihnen wirklich eine Freude machen? Üblicherweise überreichen PatientInnen Pralinen, backen Kuchen und schreiben Sprüche auf bunte Karten als Danksagung an das Pflegepersonal oder auch als Geschenk an Ärztinnen und Ärzte. Vor allem rund um Ostern oder Weihnachten drücken viele ihre Dankbarkeit gegenüber Pflegekräften in Form von solchen Geschenken aus.

Das bestätigt auch Intensivkrankenschwester Bianca Kohl, seit vielen Jahren in der Zeitarbeit Pflege tätig. Typische Geschenke von PatientInnen an Pflegekräfte seien Süßigkeiten, Geschenkkörbe, Kuchen oder Geld für die Kaffeekasse. Teure Geschenke wie Schmuck zum Beispiel hat Bianca Kohl selbst in ihrer 14 Jahre langen Karriere bislang aber noch nicht angeboten bekommen.

Ein Pfleger hilft einem älteren Patienten beim Aufstehen aus dem Bett.

Viele PatientInnen möchten sich bei Pflegekräften bedanken

Mehr Wertschätzung und Anerkennung für Pflegekräfte

Sicherlich freuen sich Pflegekräfte über warme Worte und kleine oder größere Aufmerksamkeiten von PatientInnen oder Angehörigen. Viel mehr würden sich viele von ihnen jedoch über etwas Anderes freuen, sagt Bianca Kohl: aufrichtige Wertschätzung für die Leistung, die sie erbringen, dafür, dass sie Tag und Nacht da sind. „Wir opfern unsere Wochenenden, wir sind an Feiertagen nicht bei unseren Familien, um andere Menschen zu pflegen. Dafür wünsche ich mir weder ein Dankeschön noch Geld für die Kaffeekasse, sondern Verständnis, Akzeptanz und Wertschätzung“, sagt Bianca Kohl.

Ein großer Wunsch: familienfreundliche Arbeitszeiten

So sehen das auch viele andere Pflegekräfte. Sie alle würde es am meisten stärken, wenn sich die Gesellschaft insgesamt für mehr Wertschätzung in der Pflege, für gerechte und angemessene Löhne und die dort geleistete Arbeit einsetzen würde.

Viele Pflegekräfte wünschen sich familienfreundlichere, flexiblere Arbeitszeiten und genügend Pausen. Sie möchten ausreichend Zeit für ihre PatientInnen haben. Laut einer Umfrage der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) ist die Entlastung am Arbeitsplatz vielen Pflegekräften sogar wichtiger als eine bessere Bezahlung.

Doch wie kann man das erreichen und Pflegekräfte nachhaltig unterstützen? Am besten geht das damit, im Alltag auf ihre Situation aufmerksam zu machen, sich in öffentliche Debatten einzumischen, an Demonstrationen teilzunehmen, Organisationen und Verbände zu unterstützen, die sich für Pflegekräfte stark machen. Und man sollte aufmerksam dafür sein, welche PolitikerInnen und Parteien sich für diese Anliegen einsetzen. Damit ändert sich die Situation nicht über Nacht, doch es hat weit mehr Auswirkungen als Applaus zum Dank an Pflegekräfte.

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Persönliche Geschenke für Pflegekräfte

Und wenn es dann doch darum geht, Pflegekräften ein persönliches Geschenk zu machen? Worüber würden sie sich wirklich freuen? „Wie wäre es, für das Team eine Familienpizza zu bestellen“, sagt Bianca Kohl. „Hunger haben wir immer. Und das ist dann eine schöne Gelegenheit, dass alle an einen Tisch kommen und für einen Moment zusammenzusitzen.“

Auch in Internet-Foren wird die Frage oft gestellt, was man Pflegekräften am besten als kleinen Dank schenken könnte. Eine Krankenschwester antwortet darauf: „Alles, was man mal eben auf die Schnelle im Vorbeigehen essen kann.“ Auch das sagt viel über die Arbeitsbedingungen von Pflegekräften aus.

Titelbild: iStock.com/Zolga_F

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Amely Schneider

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