Vor allem bei Psychotherapeuten ist der Anteil der Ü-65-Jährigen sehr hoch.
Während noch vor wenigen Jahrzehnten der Eintritt in den Ruhestand eine große und endgültige Zäsur bedeutete, entspricht das Erreichen des Rentenalters heute quasi einem neuen Lebensabschnitt. Häufig entsteht in dieser Phase der Wunsch, der Gesellschaft durch eine sinnvolle Tätigkeit etwas zurückzugeben.
Die Gründe und Motive für ein langes Berufsleben sind natürlich sehr individuell. Laut einer Mitgliederbefragung des Bundesverbandes Deutscher Chirurgen ist der Hauptgrund für das Arbeiten im Rentenalter der Erhalt des Selbstwertgefühls (77,13 Prozent). Auf Platz zwei der Motivationsgründe liegt die Wertschätzung (74,36 Prozent), die ÄrztInnen in ihrem Beruf erhalten und die mit der Rente verloren gehen würde. Auch das Gefühl, gebraucht zu werden, spielt mit 72,21 Prozent eine wichtige Rolle.
All diese Gründe sind mit dem Ansehen des Berufstandes sowie dem sozialen Netz verbunden. Genau wie in anderen Berufen auch, fallen mit dem täglichen Gang zur Arbeit von heute auf morgen viele soziale Anbindungen weg. Das Gleiche gilt für die Anerkennung und für die Herausforderungen, die der Job mit sich brachte. Doch Herausforderungen sind auch im Ruhestand wichtig für ein gutes seelisches Wohlbefinden.
Nur wenige angehende Ruheständler haben sich auf die neue Situation gut vorbereitet und entsprechende Alternativen aufgebaut. Das trifft besonders auf Menschen zu, deren PartnerInnen noch nicht das Rentenalter erreicht haben und weiterarbeiten.
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Wem im Ruhestand Anerkennung und Herausforderungen fehlen, holt sich mitunter die positiven Seiten des vorherigen Berufslebens unter geänderten Bedingungen wieder zurück, zum Beispiel als Vertretungskraft. Besonders bei Pflegefachkräften und ÄrztInnen kommt meist der Wunsch hinzu, weiterhin etwas Sinnvolles für die Gesellschaft zu leisten. Das kann sowohl nebenberuflich, ehrenamtlich, freiberuflich oder als Vertretungsarzt oder -ärztin bzw. als Vertretungskraft in der Pflege sein. Die geänderten Bedingungen betreffen vor allem den Umfang der Arbeit. RuheständlerInnen können selbst bestimmen, wann und wie viel sie arbeiten.
Die Zwänge, die das Berufsleben mit sich bringen, können sich zwar in Form von Dauerstress negativ auswirken und im schlimmsten Fall im Burnout enden. Doch in der richtigen Dosierung können sie das seelische Wohlbefinden steigern. Das ist vergleichbar mit regelmäßiger Bewegung, die lebenslang für unsere körperliche Fitness unentbehrlich ist.
Die Hauptmotive, die dazu führen, dass Menschen ihr Berufsleben unter geänderten Bedingungen verlängern, sind nachfolgend aufgelistet:
KinderärztInnen arbeiten eher selten über das Renteneintrittsalter hinaus.
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Angesichts meist ungebrochener geistiger und körperlicher Fitness zu Beginn des Rentenalters arbeiten in Deutschland mehr als eine Million Menschen jenseits der 65. Es handelt sich dabei um Personen mit breit angelegten Fähigkeiten, Qualifikationen und Ausbildungen bis hin zu akademischen Berufen.
Bei Hausärzten und -ärztinnen verdreifachte sich der Anteil der über 65-Jährigen, die weiterhin praktizierten, von fünf Prozent im Jahr 2008 auf mehr als 15 Prozent im Jahr 2018. Auch in Kliniken und anderen medizinischen Einrichtungen nimmt der Anteil des ärztlichen Personals jenseits der Rentengrenze zu. Meist wird dabei eine reduzierte Anzahl von Stunden pro Woche bevorzugt. Beliebt sind auch Lehrtätigkeiten, bei denen das große Wissen und die Erfahrungen gut eingesetzt werden können.
Für ÄrztInnen auf der einen und für Kliniken und Praxen auf der anderen Seite ergeben sich durch das verlängerte Berufsleben neue Möglichkeiten. Als besonders gewinnbringend werden gemischte Teams an Ärztinnen und Ärzten eingeschätzt, die sich aus unterschiedlichen Altersgruppen zusammensetzen. Zudem können die erfahrenen MedizinerInnen in Notzeiten, wie etwa während der Hochphase der Pandemie, einen Teil des Personalnotstands auffangen.
Da der Pflegeberuf auch körperlich oft anstrengend ist, gehen viele Fachkräfte frühzeitig in den Ruhestand.
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Der generelle Trend zu Beschäftigungen während des Rentenalters lässt sich bei Pflegekräften in stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen und Kliniken nicht erkennen. Laut dem Pflegereport 2020 der Barmer Krankenkasse ist sogar das Gegenteil der Fall und es gehen überdurchschnittliche viele Pflegekräfte in Frührente.
Besonders hoch ist der Anteil unter den Frührentnern bei männlichen Altenpflegehilfskräften. Von ihnen gehen pro Jahr 6,2 je 1.000 Beschäftigte in den vorzeitigen Ruhestand. Bei männlichen Krankenpflegehilfskräften sind es 4,6 pro 1.000 Beschäftigte. Der Durchschnittswert über alle Berufe hinweg liegt bei Männern bei 3,2 und bei Frauen bei 2,1 je 1.000 Beschäftigte.
Bei einer Befragung der Arbeitnehmerkammer Bremen im Jahr 2022 gaben mehr als ein Drittel der Krankenhausbeschäftigten an, sich nicht vorstellen zu können, ihren Beruf bis zum Eintritt des Rentenalters auszuüben. Bei Beschäftigten unter 35 Jahren lag der Anteil sogar bei mehr als 60 Prozent. Einer der Hauptgründe hierfür ist die hohe körperliche Belastung, die der Pflegeberuf mit sich bringt. Dies wird durch Schichtarbeit und Wochenenddienste noch verstärkt.
Das Arbeiten jenseits des offiziellen Rentenalters hat viele Vorteile und ist deshalb weit verbreitet. Zum einen hat der Beruf für ältere ÄrztInnen viele positive Aspekte, die ihr eigenes Selbstwertgefühl steigern und ihnen eine Aufgabe geben. Gleichzeitig hilft der Umstand dabei, den steigenden Bedarf an medizinischem Personal zumindest ein Stück weit zu decken. All das gilt allerdings nur für das ärztliche Personal. Pflegefachkräfte können ihren Beruf aufgrund der körperlichen Belastungen nicht im gleichen Maße bis ins hohe Alter ausüben.
Titelbild: iStock.com/eggeeggjiew
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