Notwendige OPs müssen wegen Fachkräftemangel verschoben werden
Die Situation in deutschen Operationssälen ist angespannt, da immer mehr Fachkräfte fehlen. OP-Säle bleiben deshalb geschlossen, notwendige Operationen müssen verschoben werden. Während der Urlaubssaison dürfte sich die Lage noch weiter zuspitzen.
Laut doctari Daten lässt sich das auch an der stetig wachsenden Nachfrage nach Zeitarbeitskräften ablesen, insbesondere im OP-Bereich.
Die Daten zeigen einen Anstieg der Anfragen nach OP-Pflegepersonal um 26 Prozent in den ersten fünf Monaten des Jahres 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Im zweiten Quartal stieg die Nachfrage zudem um fast 50 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal. Dieser Trend dürfte sich im zweiten Halbjahr 2024 fortsetzen. „Seit Anfang des Jahres erleben wir eine steigende Nachfrage für den Bereich der OP-Pflege. Die Personalnot im OP-Saal dürfte sich im Verlauf der derzeitigen Urlaubssaison weiter verschärfen“, warnt Dr. Cai-Nicolas Ziegler, CEO von doctari.
Zeitarbeit kann Personallücken schließen
Einer der Gründe für den aktuellen Engpass ist ein Mangel an Fachkräften und die Sparpolitik der Kliniken in den vergangenen Jahren. Die geplante Krankenhausreform der Bundesregierung könnte die Situation noch weiter verschärfen. Welche Strategien wenden Krankenhäuser an, um den Engpass zu lösen? Einige setzen auf drastische Sparmaßnahmen und sagen Operationen ab oder schließen Betten. Andere buchen zusätzliches Personal über Zeitarbeitsfirmen, um den Betrieb aufrechtzuerhalten.
Die Gewinnung von Fachkräften ist jedoch herausfordernd. Susanne Grube, Leiterin der Personalvermittlung Pflege bei doctari, sagt: „Trotz steigender Nachfrage verzeichnen wir keine prozentual gestiegene Anzahl neu registrierter Fachkräfte in dem Bereich“. Besonders OP-Fachkräfte sind rar und daher sehr gefragt.
"Ohne den Einsatz externer Fachkräfte würden die Personalkosten bei Entfall der OPs im 4-stelligen negativen Bereich liegen."
Cai-Nicolas Ziegler, CEO doctariCai-Nicolas Ziegler, CEO doctariCai-Nicolas Ziegler, CEO doctari
Abgesagte OPs belasten Krankenhäuser zusätzlich
Entscheiden sich Kliniken für die Absage von Operationen aufgrund von fehlendem Personal, führt das zu erheblichen Umsatzeinbußen, was wiederum die meist ohnehin angespannte finanzielle Lage der Kliniken noch verschlechtert.
Erst vor kurzem meldete etwa die Charité in Berlin einen Millionenverlust, den die Klinik unter anderem mit Mangel an Personal begründete. Laut einer Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) schätzen aktuell sieben Prozent der Kliniken ihre wirtschaftliche Lage als gut ein, während 61 Prozent sie als „schlecht“ oder „sehr schlecht“ bewerten.
Positiver Deckungsbeitrag trotz höheren Personalkosten
Trotz des fehlenden Personals zögern viele Kliniken, Zeitarbeitskräfte zu buchen und einzusetzen, da deren Gehälter im Durchschnitt höher sind als die der festangestellten Fachkräfte. Die Einrichtungen gehen davon aus, dass sie dadurch Verlust machen könnten.
Diese Rechnung berücksichtigt jedoch nicht, dass geschlossene OP-Säle Geld kosten, denn das Stammpersonal muss dennoch bezahlt werden, Einnahmen gibt es keine. Das heißt, dass der Deckungsbeitrag von Kliniken mit Zeitarbeitskräften zwar niedriger, aber immer noch positiv ausfällt. „Ohne den Einsatz externer Fachkräfte würden die Personalkosten bei Entfall der OPs im 4-stelligen negativen Bereich liegen“, so Cai-Nicolas Ziegler.
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