Umfrage

Schwangere Ärztinnen sorgen sich um Karriere

Eine schwangere Chirurgin in grüner OP-Kleidung sitzt auf einem Stuhl und liest.
Sabine Stahl | 21.4.2023 | Lesedauer: 3 Minuten

Eine Schwangerschaft schürt bei Ärztinnen Sorgen um die eigene Karriere, wie eine breit angelegte Umfrage nun zeigt.

Für Ärztinnen ist die Familienplanung eine besondere Herausforderung: Langes Studium, Schichtdienst und die Sorge um die eigene Karriere bereiten vielen jungen oder angehenden Medizinerinnen Kopfzerbrechen. Wie ausgeprägt die Befürchtungen hinsichtlich der Auswirkungen einer Schwangerschaft auf die Karriere sind, zeigt eine aktuelle Umfrage des Marburger Bundes und anderen ärztlichen Organisationen für die mehrere Tausende Ärztinnen und Medizinstudentinnen befragt wurden.

Die Antworten zeigen klar, dass sich die Frauen aufgrund ihrer Schwangerschaft große Sorgen um ihre Karriere machen. Rund die Hälfte der Befragten hat bereits Bedenken, die Schwangerschaft dem Arbeitgeber überhaupt mitzuteilen. Das liegt hauptsächlich daran, dass viele von ihnen ein Beschäftigungsverbot und somit eine Verzögerung bei der Weiterbildung fürchten.

Konkret fürchteten die schwangeren Ärztinnen laut Umfrage:

  • negative Auswirkungen auf die Ausbildung,
  • ein OP-Verbot,
  • ein Tätigkeitsverbot,
  • negative Reaktion der Vorgesetzten,
  • Unverständnis der KollegInnen
  • durch den eigenen Ausfall entstehende Personalnot,
  • negative Reaktionen aufgrund einer gerade begonnen Stelle oder einer laufenden Probezeit
  • eine Fehlgeburt

Massive Auswirkungen aufgrund von Corona

Seit dem Beginn der Pandemie sind die Auswirkungen einer Schwangerschaft auf die Tätigkeit und die Ausbildung von Ärztinnen noch größer geworden, wie ein Vergleich der einzelnen Jahre zeigt. Auf die Frage „Konnten Sie trotz Einschränkung/Umgestaltung/anderer Tätigkeit anrechnungsfähige Weiterbildungsinhalte erwerben?“ antworteten vor Corona (2018/2019) nur 16 Prozent mit „nein“. In den Jahren 2020 und 2021 gaben fast 50 Prozent an, dass dies nicht möglich war.

Im gleichen Zeitraum wuchs auch der Anteil der Ärztinnen, deren Karriere nach eigenen Angaben unter der Schwangerschaft litt. Während vor der Pandemie etwa die Hälfte der Befragten dieser Aussage zustimmten, waren es in den Jahren danach zwei Drittel aller Teilnehmenden.

Fünf medizinische Fachkräfte, alle weiblich, mit verschiedener Hautfarbe.

Viele Ärztinnen haben Bedenken, ihre Schwangerschaft dem Arbeitgeber zu melden.

Welche Auswirkungen hat eine Schwangerschaft für Ärztinnen?

Doch was genau fürchten die Ärztinnen oder Medizinstudentinnen genau? Meist drehen sich die Sorgen um die Facharztprüfung und dass diese nach hinten verschobenen werden muss. Die Verzögerung beeinflusst wiederum die Option auf eine Oberarzt- oder Chefarztstelle sowie auf eine eigene Praxis. Das heißt: Sie verschiebt die gesamte berufliche Laufbahn nach hinten und die Frauen fürchten, in dieser Zeit von männlichen Kollegen überholt zu werden.

Natürlich möchte nicht jede Ärztin während ihrer Schwangerschaft weiter arbeiten. Doch manche möchten es und viele von diesen Ärztinnen fürchten ein Beschäftigungsverbot. Denn das könnte auch den Verlust von praktischen Fähigkeiten bedeuten.

„Oftmals machen sich die Arbeitgeber nicht die Mühe, genauer zu ermitteln, wie und in welchem Umfang eine Weiterarbeit während der Schwangerschaft möglich sein kann. Stattdessen werden Kolleginnen, die arbeiten wollen, Steine in den Weg gelegt.“, sagt Susanne Johna, 1. Vorsitzende des Marburger Bundes. Laut Mutterschutzgesetz muss der Arbeitgeber jedoch für jede Tätigkeit eine Gefährdung prüfen.

Über die Umfrage

An der Online-Befragung im November und Dezember 2022 nahmen rund 4.800 Ärztinnen und Medizinstudentinnen teil, die seit dem 1. Januar 2016 schwanger waren. Initiiert wurde die Befragung unter anderem vom Marburger Bund, dem Deutschen Ärztinnenbund, von Operieren in der Schwangerschaft und anderen.

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Titelbild: iStock.com/NatalijaRajsic

Autor

Sabine Stahl

Die erfahrene Journalistin und Medizin-Redakteurin arbeitet seit 2021 in der doctari-Redaktion und beschäftigt sich am liebsten mit Ratgeber- und Statistikthemen.

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