Zeitarbeit in der Medizin hat mit Vorurteilen zu kämpfen. Wir haben die fünf häufigsten davon mit unserer Datenbank gegengecheckt.
Rund 1,5 Prozent der Ärztinnen und Ärzte in Deutschland arbeiten in der Zeitarbeit. Sie treffen hier und da auf Menschen mit Vorurteilen, die das Arbeitsmodell mit den wechselnden Einsätzen kritisch sehen. Diese Vorurteile reichen von der Rosinenpickerei, bei der sich die Zeitarbeitenden die besten Schichten aussuchen, bis hin zu der Ansicht, Vertretungsärztinnen und -ärzte wären schlechter ausgebildet. Wir haben uns die fünf am weitesten verbreiteten Vorurteile einmal genauer angesehen und mit Hilfe von Daten und Fakten gegengecheckt.
Als Vertretungsarzt oder -ärztin wechselt man häufig den Einsatzort. Oft in kürzester Zeit. Teilweise wird deshalb vermutet, dass die Zeitarbeitskräfte nicht ausreichend ausgebildet sind. Doch das ist ein Mythos.
Mehr als Dreiviertel der FachärztInnen bei doctari haben schon mehr als zwei Jahre Berufserfahrung seit Erhalt ihrer Approbation. Etwa die Hälfte der MedizinerInnen arbeitet schon seit fünf Jahren oder mehr in ihrem Beruf, bei einem Viertel sind es sogar 10 Jahre oder mehr. Auch im Pflegebereich wird oft von schlecht ausgebildeten Fachkräften gesprochen. Unsere Daten widerlegen dies klar.
Das Gleiche gilt übrigens für die Pflegefachkräfte, die für doctari in der Zeitarbeit Pflege arbeiten. Sie haben genau die gleiche Ausbildung erhalten wie festangestellte KollegInnen. Mehr als 40 Prozent der Pflegefachkräfte im doctari-Pool haben 20 oder mehr Jahre Berufserfahrung. Mehr als zwei Drittel verfügen über 10 Jahre Berufserfahrung seit ihrer Examinierung.
Das Vorteil, das viele Vertretungskräfte zu hören bekommen, lautet: Sie verdienen deutlich mehr Geld für die gleiche Arbeit, die festangestellte ÄrztInnen erledigen. Doch das ist ein Mythos. Denn Zeitarbeits-Ärzte und -Ärztinnen werden oft sehr kurzfristig eingesetzt. Zudem müssen sie häufig lange Strecken zu ihrem Einsatzort zurücklegen. Das belegen Daten aus der doctari-Datenbank: Mehr als ein Drittel der Fachkräfte arbeitete in zwei Monaten mehr als 200 Kilometer entfernt von Zuhause. 20 Prozent fuhren sogar mehr als 300 Kilometer zu ihrem Einsatzort.
Bei festangestellten Ärztinnen und Ärzten hält sich das Gerücht, dass sich VertretungsärztInnen die besten Schichten aussuchen und das Stammpersonal die weniger beliebten Dienste übernehmen muss. Das nennt sich dann „Rosinenpickerei“. Doch das ist nur ein Mythos, wie unsere Daten zeigen. 96,5 Prozent der doctari-Ärztinnen und -Ärzte arbeiten außerhalb der klassischen Bürozeiten, also von 9 bis 5 Uhr. Mehr als ein Drittel aller Einsätze sind Nachtschichten (zwischen 20 Uhr und 6 Uhr).
Sabine Stahl
Die erfahrene Journalistin und Medizin-Redakteurin arbeitet seit 2021 in der doctari-Redaktion und beschäftigt sich am liebsten mit Ratgeber- und Statistikthemen.
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