Aktionstag gegen Gewalt

Medizinisches Personal muss besser geschützt werden

Ein Mann in einem Krankenhaus wird handgreiflich und wird von einem anderen Mann festgehalten.
Sabine Stahl | 12.3.2025 | Lesedauer: 3 Minuten

In Kliniken und Praxen kommt es immer häufiger zu Übergriffen auf medizinisches Personal. Das gilt für Deutschland und für andere europäische Länder.

Zunehmende Gewalt in Deutschland und in Europa

Am 12. März 2025 findet bereits zum sechsten Mal der europäische Aktionstag gegen Gewalt im Gesundheitswesen statt. Dieser Tag soll darauf aufmerksam machen, dass die Zahl der Übergriffe auf Ärztinnen, Ärzte, auf Pflegekräfte und Rettungskräfte seit Jahren wächst.

Laut einer Umfrage des „Spiegel“ im vergangenen Jahr bei allen 16 Landeskriminalämtern gilt dieser Trend deutschlandweit. Besonders stark nahm die Gewalt in Berlin zu – und zwar um 51 Prozent in den Jahren von 2019 bis 2023.

Doch das Problem ist nicht nur auf Deutschland begrenzt. Laut der Bundesärztekammer warnen Ärzteschaft, Pflege und weitere Beschäftigte europaweit vor zunehmender Gewalt im Gesundheitswesen. „Arztpraxen und Krankenhäuser sind Orte der Genesung und des Vertrauens. Für die dort Beschäftigten sind sie mitunter aber auch echte Gefahrenzonen“, sagte Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt kurz vor dem Aktionstag.

Verbale und körperliche Gewalt

Eine aktuelle Umfrage des Marburger Bundes unter fast 10.000 Ärztinnen und Ärzten bestätigt den besorgniserregenden Trend: 41 Prozent der Befragten gaben an, dass die Gewalt in den vergangenen fünf Jahren zugenommen hat. Zwölf Prozent erleben demnach „häufig“ Beschimpfungen, Beleidigungen und andere Formen verbaler Gewalt. Zehn Prozent berichten davon, „manchmal“ körperliche Gewalt wie Tritte oder Schläge gegen sich oder andere mitzuerleben. Bei zwei Prozent kommt dies „häufig“ vor.

Dr. Susanne Johna, 1. Vorsitzende des Marburger Bundes, kommentierte diese Zahlen: „Die Umfrage-Ergebnisse zu den Gewalterfahrungen von Ärztinnen und Ärzten sind ein Alarmsignal. Ärzte stehen ohnehin täglich unter enormem Druck. [...] Diese zunehmende Aggression verschärft die ohnehin belastenden Arbeitsbedingungen und trägt zur Frustration und Erschöpfung im ärztlichen Beruf bei. Schutzmaßnahmen und ein gesellschaftliches Umdenken sind dringend erforderlich. Es kann doch nicht sein, dass diejenigen, die anderen helfen, bei ihrer Arbeit traumatisiert werden.“

Ein Krankenpfleger streckt abwehrend eine Hand in Richtung Kamera

Wie können sich Fachkräfte vor Übergriffen schützen? Etwa mit gezielter Deeskalation, sagen Experten.

Ursachen für zunehmende Gewalt

Die Gründe für diese besorgniserregende Entwicklung sind vielfältig. Häufig hat die Aggression gesundheitliche Ursachen, wie etwa Drogen- und Alkoholmissbrauch sowie psychiatrische Erkrankungen. Zudem tragen überzogene Anspruchshaltungen der Patientinnen und Patienten, eine allgemeine Verrohung und Enthemmung in der Gesellschaft sowie strukturelle Probleme wie lange Wartezeiten, personelle Engpässe und Kommunikationsprobleme zur Eskalation bei. Teilweise geht die Aggression auch von Angehörigen aus.

Mögliche Maßnahmen für besseren Schutz des Personals

Angesichts dieser Entwicklungen fordern Ärzteverbände und -kammern umfassende Schutzmaßnahmen, um Ärztinnen, Ärzte und anderes medizinisches Personal besser schützen zu können. Mögliche Maßnahmen sind:

  • Prävention durch Aufklärung: Breit angelegte Kampagnen sollen die Öffentlichkeit für das Problem sensibilisieren und Respekt gegenüber medizinischem Personal fördern.
  • Schutzmaßnahmen in Einrichtungen: Der Einsatz von Sicherheitspersonal, Meldeanlagen für Übergriffe und spezifische Schulungen wie Deeskalationstrainings sollten in Krankenhäusern und Gesundheitseinrichtungen etabliert werden. Aktuell geben 41 Prozent der befragten Mitglieder des Marburger Bundes an, dass es solche Schutzmaßnahmen an ihrer Einrichtung gibt, ebenso viele verneinen dies, und 18 Prozent wissen es nicht.
  • Konsequente Strafverfolgung: Übergriffe auf medizinisches Personal dürfen nicht als Bagatelldelikte abgetan werden. Eine konsequente Verfolgung und angemessene Bestrafung der Täter sind unerlässlich, um ein klares Zeichen zu setzen.

Fazit zum Thema Gewalt gegen Ärzte und Pflege

Der europäische Aktionstag gegen Gewalt im Gesundheitswesen am 12. März 2025 ist ein wichtiger Schritt, um auf die zunehmende Gewalt gegenüber medizinischem Personal aufmerksam zu machen. Es liegt in der Verantwortung der Gesellschaft, der Politik und der Gesundheitseinrichtungen, gemeinsam Lösungen zu finden, um diejenigen zu schützen, die täglich für das Wohl anderer sorgen. „Unser gemeinsames Ziel in Deutschland und in Europa muss sein, zu einem Klima des Respekts und des guten Miteinanders zurückzufinden“, sagte Reinhardt.

Titelbild: iStock.com/sturti

Autor

Sabine Stahl

Die erfahrene Journalistin und Medizin-Redakteurin arbeitet seit 2021 in der doctari-Redaktion und beschäftigt sich am liebsten mit Ratgeber- und Statistikthemen.

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