Die Geschichte des Ärztinnenbundes
Im Jahr 2024 sitzen deutlich mehr Medizinstudentinnen in deutschen Hörsälen als Medizinstudenten. Die Ärzteschaft besteht in etwa zur Hälfte aus Frauen. Eine unglaubliche Entwicklung, die vor 100 Jahren, als der Bund Deutscher Ärztinnen (BDÄ) gegründet wurde, niemand für möglich gehalten hätte.
Im Jahr 1924 gab es im gesamten Deutschen Reich nur rund 2.500 Ärztinnen. Die ersten weiblichen Medizinstudenten absolvierten ihr Studium noch im Ausland, weil sie in Deutschland nicht zum Studium zugelassen wurden. Erst 1913 erhielt Rahel Hirsch (1870–1953) als erste deutsche Frau einen Professorentitel für ihre Leistungen in der Inneren Medizin.
Um die Rechte von Frauen in der Medizin zu stärken und sich gegenseitig zu unterstützen, gründeten einige wenige Ärztinnen und Zahnärztinnen 1924 den BDÄ. Während des Dritten Reichs wurde der Verband aufgelöst und 1950 unter dem Namen ‚Deutscher Ärztinnenbund‘ (DÄB) neu gegründet.
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100 Jahre nach der Gründung des Ärztinnenbundes
Und wie sieht es heute, 100 Jahre später, mit der Gleichberechtigung in der Medizin aus? „Fast 50 Prozent der berufstätigen Ärzt:innenschaft sind Frauen – Tendenz weiter steigend“, schreibt Dr. Christiane Groß, Präsidentin des DÄB, in einem Ausblick, der anlässlich des Jubiläums veröffentlicht wurde.
Allerdings seien nur 13 Prozent der Lehrstühle an deutschen Universitätskliniken mit Frauen besetzt. Auch an der Spitze der Ärztekammern sei nur sehr selten eine Ärztin zu finden. Dabei sei der weibliche Blick in der Führungsebene wichtig und könne Vieles verändern, schreibt Groß. Und der Bedarf für Veränderungen sei nach wie vor da. Groß weist in einem Interview mit dem Ärzteblatt daraufhin, dass die Gleichberechtigung umso mehr verloren gehe, je höher die Hierarchieebene ist.
Es gibt noch viel zu tun, bis wirklich Gleichheit herrscht
Nachholbedarf sieht Christiane Groß etwa in der geschlechterspezifischen Medizin, die aktuell noch nicht flächendeckend umgesetzt sei. Bei der Digitalisierung in der Medizin sieht sie die Gefahr, dass diese zu sehr auf Studien basiere, deren Daten von männlichen Versuchstieren und Probanden stammen. Ein weiteres wichtiges Thema für mehr Gleichberechtigung ist die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben – und das für beide Geschlechter.
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