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Meldet sich eine Kollegin oder ein Kollege auf Station krank, dann bringt das oft den gesamten Dienstplan durcheinander. Der für den Plan Verantwortliche hat in so einem Fall möglicherweise Schwierigkeiten, Ersatz zu finden und gibt den Druck an die KollegInnen weiter, die eigentlich frei haben. Statt einer Bitte oder Frage wird eine Dienstanweisung an die Pflegekraft formuliert.
Eine solche Dienstanweisung ist rein rechtlich gesehen jedoch nicht bindend. Wie bereits erwähnt, müssen Pflegekräfte in ihrer Freizeit nicht einmal ans Telefon gehen, geschweige denn müssen sie einspringen, wenn sie nicht möchten. Ein „Nein” darf also keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen für Pflegekräfte haben. Anders verhält es sich, wenn eine Rufbereitschaft vereinbart wurde.
Statt unrechtmäßig Druck auf die Pflegekräfte auszuüben, damit sie aus ihrem Frei einspringen und Engpässe ausgleichen, setzen mittlerweile viele Krankenhäuser oder Kliniken auf einen Bonus fürs freiwillige Einspringen von Pflegkräften. Wer kurzfristig einen zusätzlichen Dienst im Krankenhaus oder einer Pflegeeinrichtung übernimmt, erhält hierfür Geld oder andere Prämien. Viele Kliniken werben bereits auf ihrer Website mit solch einem Bonus fürs Einspringen. Nur wenige geben allerdings preis, wie viel sie der Pflegekraft für das Einspringen bezahlen.
Wer in der Pflege arbeitet, hat ein großes Herz und viele Krankenschwestern, Krankenpfleger oder Altenpflegerinnen und Altenpfleger können schwer „Nein” sagen. Schließlich geht es bei ihrer Arbeit im Krankenhaus oder in Pflegeeinrichtungen um andere Menschen – entweder hilfsbedürftige Personen oder das eigene Team.
Dennoch sollten Pflegekräfte nicht sofort „Ja” rufen, wenn sie kurzfristig einspringen sollen. Denn auch die eigene Gesundheit darf nicht gefährdet werden. Schließlich haben Pflegekräfte ein erhöhtes Risiko für einen Burnout. Zudem ist keine Pflegekraft dafür verantwortlich, wenn der Dienstplan so gestaltet wurde, dass niemand ausfallen darf. Krankheitsbedingte Ausfälle müssen bei der Planung berücksichtigt werden, damit sie ohne ständiges Einspringen aus dem Frei aufgefangen werden können. Soweit zumindest die Theorie. Doch wo kein Personal vorhanden ist, kann auch kein Dienstplan mit Puffer erstellt werden. Überstunden gehören deshalb für Krankenschwestern und Co. zum Alltag.
Rein rechtlich gesehen darf niemand dazu gezwungen werden, kurzfristig bzw. ständig für kranke KollegInnen einzuspringen. In der Praxis sieht das meist anders aus. Vorgesetze und teilweise auch KollegInnen bauen Druck auf. Das eigene Gewissen ebenfalls. Hier hilft es, über die Situation im Team zu sprechen.
Kommt es nur in Ausnahmefällen zum Einspringen, sollte die Belastung gerecht verteilt werden. Klingelt das private Telefon jedoch ständig, können die Pflegekräfte als Team die Vorgesetzten darauf ansprechen und geschlossen eine Lösung fordern. Eine Alternative ist der Wechsel in die Zeitarbeit Pflege. Als Leasingkraft in der Pflege profitieren die Fachkräfte von deutlich mehr Mitspracherecht beim Dienstplan. Ein Einspringen aus dem Frei gibt es nicht oder nur in Ausnahmefällen und nur, wenn die Pflegekraft zustimmt.
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Kann man zum Einspringen verpflichtet werden?
Nein, im in der Regel nicht. Das Einspringen erfolgt freiwillig, es sei denn, der Arbeitsvertrag oder eine Betriebsvereinbarung regelt etwas anderes.
Wird man fürs Einspringen bezahlt?
Ja, in der Regel gibt es eine zusätzliche Vergütung, z. B. durch Zuschläge oder Bonuszahlungen – je nach Einrichtung und Tarifvertrag.
Muss ich für kranke Kollegen einspringen?
Nein, eine generelle Pflicht besteht nicht – Einspringen ist ein Entgegenkommen, kein Muss.
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Sabine Stahl
Die erfahrene Journalistin und Medizin-Redakteurin arbeitet seit 2021 in der doctari-Redaktion und beschäftigt sich am liebsten mit Ratgeber- und Statistikthemen.
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