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Karriere als Arzt: Zeitarbeit oder Festanstellung? Ein Vergleich!

Zeitarbeit oder Festanstellung? Viele Ärzte und Ärztinnen stellen sich genau diese Frage.
Sabine Stahl | 10.1.2025 | Lesedauer: 5 Minuten

Krankenhaus oder eigene Praxis: Viele Ärztinnen und Ärzte haben zunächst diese beiden Optionen im Kopf, wenn sie an die eigene Karriere denken. Doch es gibt noch weitere Möglichkeiten, etwa die Zeitarbeit. Schon während der Weiterbildungszeit im Krankenhaus treffen junge Assistenzärzte und -ärztinnen auf MedizinerInnen, die kurzfristig im Rahmen der Arbeitnehmerüberlassung das Stammpersonal unterstützen. Doch wie genau sieht deren Arbeitsalltag aus? Welche Vorteile hat die Zeitarbeit im Vergleich zur Festanstellung? Das wollen wir hier beantworten.

Was sind die Vorteile von Zeitarbeit für Ärztinnen und Ärzte?

Die Zeitarbeit in der Medizin ist ein bewährtes Modell, um personelle Engpässe schnell und unkompliziert zu überbrücken. Denn der Klinikbetrieb muss aufrechterhalten werden, egal, wer krank wird, kündigt oder Urlaub hat. Für Vertretungsärzte oder -ärztinnen bietet die Zeitarbeit viele Vorteile, allen voran das höhere Gehalt und die größere Flexibilität und Selbstbestimmung.

Vorteil 1: Höheres Gehalt in der Zeitarbeit

In der Zeitarbeit können Ärztinnen und Ärzte ein deutlich höheres Gehalt erzielen als in der Festanstellung. Das liegt daran, dass die Vertretungsärzte nicht nach Tarifvertrag bezahlt werden, sondern nach Stundensätzen. Bei doctari können Vertretungsärzte bis zu 120 Euro pro Stunde verdienen und somit weitaus mehr als ihre KollegInnen. Wie viel genau? Das zeigt unser Gehaltsrechner.

Vorteil 2: Bessere Work-Life-Balance

Ein entscheidender Vorteil der Zeitarbeit ist die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Medizinerinnen und Mediziner können ihre Einsätze selbst wählen und haben somit eine weitaus bessere Kontrolle über ihre Arbeitszeiten. Ungeplante und vor allem unbezahlte Überstunden gibt es als Arzt in der Arbeitnehmerüberlassung in der Regel nicht. Auch längere Auszeiten sind in der Arbeitnehmerüberlassung möglich, genauso wie eine Zeit mit besonders vielen Einsätzen, um Extra-Geld zu verdienen. So oder so haben Vertretungsärzte und -ärztinnen deutlich mehr Kontrolle über ihre Arbeitszeiten.

Vorteil 3: Wertschätzung

Vor allem zu Beginn der ärztlichen Karriere klagen viele MedizinerInnen über starre Hierarchien im Krankenhaus und zu wenig Wertschätzung seitens des Arbeitgebers. Als Vertretungsarzt ist doctari ihr Arbeitgeber und unsere Personalbetreuer haben immer ein offenes Ohr für Sie und Ihre individuellen Wünsche und Bedürfnisse.

Vorteil 4: Erfahrungen

Viele verschiedene Einsätze bedeuten für Ärzte und Ärztinnen auch viel Erfahrung. Denn jede Klinik und jedes Krankenhaus hat eigene Abläufe und Routinen. Das Arbeiten mit vielen verschiedenen KollegInnen und in verschiedenen Einrichtungen steigert die Kompetenz der Vertretungsärzte und -ärztinnen und bietet berufliche Abwechslung.

Nachteile der Zeitarbeit

Trotz der vielen Vorteile bringt die Zeitarbeit auch Herausforderungen mit sich. Der häufige Wechsel von Einsatzorten und Teams kann das Gefühl der Zugehörigkeit beeinträchtigen. Zudem erfordert die Zeitarbeit Flexibilität und ein gewisses Maß an Offenheit, da Ärztinnen und Ärzte sich immer wieder auf neue KollegInnen und Abläufe einstellen müssen. Zudem sollten Vertretungsärzte und Vertretungsärztinnen Berufserfahrung mitbringen. Diese hilft ihnen, sich im neuen Arbeitsumfeld schnell zurechtzufinden.

Eine Ärztin und ein Arzt besprechen sich auf dem Flur eines Krankenhauses.

Die Erfahrung aus der Zeitarbeit hilft auch KollegInnen der neuen Station

Vorteile: Festanstellung als Arzt oder Ärztin

Die Festanstellung ist das klassische Beschäftigungsmodell für Medizinerinnen und Mediziner, die in Kliniken, Krankenhäusern oder anderen medizinischen Einrichtungen als Angestellte arbeiten. Sie bietet vor allem Stabilität und Sicherheit. Das gilt in Bezug auf das Gehalt, aber auch in Hinblick auf ein stabiles Arbeitsumfeld mit einem festen Team an der Seite.

Vorteil 1: Stabiles Gehalt in der Festanstellung

In der Festanstellung erhalten Ärztinnen und Ärzte ein festes Monatsgehalt, das sich in der Regel nach Tarifverträgen richtet. Das gilt für kommunale Krankenhäuser, Universitätskliniken und viele private Klinikkonzerne. Überall dort erhalten ÄrztInnen tarifgebundene Gehälter, die regelmäßig angepasst werden. Auch Zuschüsse für Nachtschichten, Wochenenddienste oder Überstunden sind meist im Tarifvertrag geregelt. So ergibt sich ein regelmäßiges Grundgehalt plus Zuschläge für Schichtdienste. Lästige Gehaltsverhandlungen entfallen aufgrund der ohnehin geregelten Lohnsteigerungen sowie Höherstufungen nach Berufserfahrung.

Vorteil 2: Die klassische Karriereleiter im Krankenhaus

Die Festanstellung als Arzt oder Ärztin ermöglicht es, die typische Karriereleiter innerhalb einer Klinik Schritt für Schritt zu erklimmen, also vom Assistenzarzt zum Facharzt und von hier zum Oberarzt und zum leitenden Oberarzt – all das gilt natürlich für alle Geschlechter. Viele Kliniken unterstützen ihre Ärztinnen und Ärzte und fördern die Qualifikation zum Facharzt bzw. zur Fachärztin. So bietet die Festanstellung eine Chance, mittel- bis langfristige eine Führungsposition zu bekommen.

Vorteil 3: Kontinuität

In einer Festanstellung gehen Ärztinnen und Ärzte jeden Tag in dieselbe Klinik. Sie kennen den Arbeitsweg, die Parkplatzsituation oder die Verbindungen des öffentlichen Nahverkehrs. Und sie kennen natürlich die Abläufe in der Klinik und ihre KollegInnen und Vorgesetzte. Diese Kontinuität ist für viele wichtig, um zusätzlichen Stress zu vermeiden und um von einem vertrauten Umfeld mit bekannten KollegInnen zu profitieren.

Nachteile in der Festanstellung: Hohe Arbeitslast, wenig Flexibilität

In Krankenhäusern und Kliniken wird rund um die Uhr gearbeitet, 365 Tage im Jahr. Aus diesem Grund stehen Ärztinnen und Ärzte vor der großen Herausforderung, ihren Beruf und ihr Privatleben in einen guten Einklang zu kriegen. Hinzu kommen häufig noch zahlreiche Überstunden, sodass viele Ärzte über eine extreme Arbeitsbelastung klagen. Helen Sange, Gynäkologin und Sexualtherapeutin, hat während ihrer Zeit in der Klinik so viel gearbeitet, dass sie ihre Kinder kaum gesehen hat, wie sie uns in einem Interview selbst berichtet. Für sie war das ein Grund, um ihre Karriere anders zu planen.

Übersicht: Festanstellung vs. Zeitarbeit

Kriterium

Festanstellung

Zeitarbeit

Gehalt

Regelmäßiges Gehalt, regelmäßige Erhöhungen

Deutlich höheres Gehalt

Wertschätzung

Häufig wenig Wertschätzung

Mehr Wertschätzung und Mitspracherecht

Work-Life-Balance

Schichtdienst, Rufbereitschaft, meist viele Überstunden

Zum Großteil nach Wunsch des Arztes oder Ärztin

Selbstbestimmung

Eingeschränkt durch feste Strukturen

Hohe Flexibilität bei Einsätzen

Karriere

Weiterbildung und langfristige Perspektiven

Vielfältige Erfahrungen durch wechselnde Einsätze

Fazit: Zeitarbeit vs Festanstellung bei Ärzten

Festanstellung oder Zeitarbeit? Die Antwort auf diese Frage hängt vor allem von individuellen Wünschen und Lebensumständen ab, denn beide Anstellungsformen bringen Vor- und Nachteile mit sich. Bei der Festanstellung überwiegt vor allem die Stabilität und das feste Umfeld, das auch eine klassische Karriere im Krankenhaus ermöglicht.

Bei der Zeitarbeit steht das hohe Gehalt im Vordergrund neben der hohen Flexibilität, die es Ärztinnen und Ärzten ermöglicht, ihren Beruf und ihr Privatleben in Einklang zu bringen und so eine hohe berufliche Zufriedenheit zu erreichen. Für Medizinerinnen und Mediziner, die ihre Karriere mit mehr Selbstbestimmung und Abwechslung bereichern möchten und zudem Wert auf ein hohes Gehalt legen, für sie ist die Zeitarbeit eine vielversprechende Alternative zur klassischen Festanstellung.

Titelbild: iStock.com/nensuria

Autor

Sabine Stahl

Die erfahrene Journalistin und Medizin-Redakteurin arbeitet seit 2021 in der doctari-Redaktion und beschäftigt sich am liebsten mit Ratgeber- und Statistikthemen.

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