Frauen haben es in der Medizin oft schwerer als Männer, Karriere zu machen. Mentoring-Programme sollen das ändern
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Viele Chefs ticken zudem noch sehr hierarchisch und ziehen vor allem Männer als Nachfolger heran. Schon oft beschrieben wurde das Phänomen, dass sich die Mitglieder einflussreicher Seilschaften in Alter, Herkunft, Ausbildung und Geschlecht stark ähneln. So umgeben sich auch einflussreiche Männer gerne mit ähnlichen Menschen wie sie selbst. Teams werden dadurch kaum diverser, sondern reproduzieren sich stetig selbst. Solange es nur wenige Frauen in einflussreichen Positionen gibt, rücken auch nur wenige Frauen nach.
Ähnliches hat in diesem Jahr eine Studie des Universitätsklinikums der Ruhr-Universität Bochum ergeben. Forschende hatten dafür deutschlandweit 2.060 Ärztinnen und Ärzte aller Karrierestufen befragt. 92 Prozent von ihnen stimmten der Aussage zu, dass sich die Karrierechancen von Männern und Frauen unterscheiden. 56 Prozent der Assistenz-, Fach- und Oberärztinnen, die bereits Kinder hatten, gaben an, durch die genommene Elternzeit Einbußen in ihrer Karriere erlitten zu haben. Die Mehrheit der Männer (54 Prozent) teilte diese Erfahrung nicht.
In den vergangenen Jahren sind auch in Deutschland immer mehr Mentoring-Programme entstanden – auch solche die vor allem junge Ärztinnen unterstützen. Diese Programme helfen Frauen dabei, Netzwerke aufzubauen, das berufliche Selbstvertrauen zu stärken und Karrierewege zu finden.
Die Mentoring-Programme werden von medizinischen Fachgesellschaften, Universitätskliniken, aber auch von Klinikverbünden angeboten. Man findet sie aber auch bei Stiftungen, Berufsverbänden und unabhängigen Vereinen wie bei dem Deutschen Ärztinnenbund.
Die Programme sind unterschiedlich ausgerichtet, manchmal ist eine Mitgliedschaft notwendig oder sie richten sich nur an Mitarbeiterinnen eines bestimmten Krankenhauses. Wir haben eine Auswahl an Mentoring-Programmen für Ärztinnen zusammengestellt:
Das Programm des Deutschen Ärztinnenbundes unterstützt junge Medizinerinnen in ihrer beruflichen Entwicklung mit Workshops, Networking-Veranstaltungen und 1-zu-1-Mentoring-Sitzungen. Rund ein Drittel der Mentees sind Studentinnen, mehr als die Hälfte Ärztinnen in Weiterbildung. Jede zweite Mentee ist zwischen 20 und 30 Jahre, jede Dritte zwischen 30 und 40 Jahre alt. Die derzeit 200 Mentorinnen arbeiten als niedergelassene oder angestellte Ärztinnen in Klinik und Wissenschaft und sind in berufspolitischen Gremien aktiv.
Inhalte des Programms:
Im Rahmen des Projekts „Gleichstellung und Diversität im Gesundheitswesen nachhaltig umsetzen (GUDIN)“, das von der Europäischen Union und der Bundesregierung gefördert wird, bieten einige deutsche Kliniken Mentoring-Programme für Ärztinnen an. Im Mittelpunkt steht jeweils ein Tandem aus einer Nachwuchs-Ärztin und einer erfahrenen Führungskraft.
Mentorinnen und Mentoren sind Chefärztinnen und Chefärzte sowie leitende Ärztinnen und Ärzte und ärztliche Führungskräfte aus der Administration. Hier können sich meist nur Mitarbeiterinnen der jeweiligen Klinik bewerben.
Inhalte sind:
Ziel dieses Mentoring-Programms ist es, Frauen in der Chirurgie, einem Fachgebiet mit hohem Männeranteil, in ihrer klinischen Karriereplanung sowie in schwierigen, konfliktreichen Lebens- und Arbeitssituationen zu unterstützen. Das Programm hat eine Laufzeit von einem Jahr. In gegenseitigem Einverständnis kann es beliebig oft um jeweils ein weiteres Jahr verlängert werden. Es fällt eine jährliche Gebühr für die Mentees an. Der Anmeldeschluss ist jedes Jahr im März.
Inhalte sind:
Der gemeinnützige Verein Healthcare Frauen (HCF) e.V. ist ein Businessnetzwerk führender Managerinnen in der deutschen Gesundheitsbranche – von der Ärztin und Apothekerin über die Betriebswirtin bis hin zur Wissenschaftlerin. 2006 wurde es von sieben Managerinnen gegründet und zählt heute mehr als 250 führende Frauen zu seinen Mitgliedern.
Ziel ist es, Frauen im Gesundheitswesen in leitende Positionen zu bringen. Im Rahmen des Mentoring-Programms steht eine erfahrene Mentorin aus dem Mitgliederkreis einer aufstrebenden Führungskraft ein Jahr lang zur Seite. Zu Beginn des Programms wird ein Kostenbeitrag erhoben.
Inhalte sind:
Wie wirksam sind solche Mentoring-Programme? Forschende der Universität Greifswald haben dazu in mehreren Untersuchungen Mentees und Alumnae befragt. Sie wollten wissen, welche Kompetenzen ehemalige und aktuelle Teilnehmerinnen solcher Programme aus ihrer Sicht erworben haben und welche Wirkung sie auf ihre berufliche Laufbahn hatten.
71 Prozent sagten, dass sie durch die in Mentoring-Programmen erworbenen Fähigkeiten die eigenen Netzwerke, die eigene strategische Karriereplanung und Sichtbarkeit entscheidend ausbauen konnten. 64 Prozent der ehemaligen Mentees gaben an, dass sie souveräner geworden seien, besser Prioritäten setzten und sich für eigene Anliegen einsetzen könnten. Auch die Aussage „Ich habe mehr Sicherheit in meiner Führungsrolle" schreiben ehemalige Mentees zu 65 Prozent der Teilnahme am Mentoring zu. Es scheint sich also zu lohnen, sich die verschiedenen Mentoring-Programme einmal anzusehen.
Titelbild: iStock.com/fizkes
Amely Schneider
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