Approbation: Was dann?

Karrieremöglichkeiten als Arzt oder Ärztin

Junge Ärztin lächelt in die Kamera, hinter hier stehen noch vier weitere Beschäftigte einer Klinik
doctari Redaktion | 13.1.2024 | Lesedauer: 5 Minuten

Was kommt nach dem Medizinstudium? Mehr als die Hälfte der ÄrztInnen startet mit einer Karriere im stationären Bereich. Doch es gibt auch andere Möglichkeiten.

Wer die Approbation in Händen hält, hat viel dafür getan: ein harter Kampf um einen der wenigen Studienplätze gefolgt von sechs Jahren anspruchsvollem Studium. Doch was kommt nun? Der klassische Karriereweg einer frisch ernannten Ärztin oder eines frisch gebackenen Arztes führt in eine Klinik oder eine Praxis. Im Jahr 2022 arbeiteten mehr als 50 Prozent aller berufstätigen ÄrztInnen in Deutschland stationär. Knapp 40 Prozent waren ambulant tätig, also in einer Arztpraxis oder einem medizinischen Versorgungszentrum.

Klinik, Forschung oder Uni?

In beiden Fällen beginnt für die jungen MedizinerInnen parallel zu ihrer praktischen Arbeit die Weiterbildung zum Facharzt oder zur Fachärztin. Diese dauert in der Regel fünf oder sechs Jahre, bis sie ihren Facharzttitel bekommen. Weitere Karriereschritte im klassischen Sinne wären der Oberarzt, der leitende Oberarzt oder der Chefarzt. Daneben gibt es noch weitere Karrierewege für Absolventen eines Medizinstudiums, etwa das Ziel, Professorin oder Professor an einer Universität zu werden und Unterricht in vorklinischen Fächern zu geben. Zudem sind Medizinerinnen und Mediziner auch im Bereich Forschung gefragt. Laut Statistik arbeiten knapp 3 Prozent aller berufstätigen Ärztinnen und Ärzte in Deutschland in einer Behörde oder einer Körperschaft. Weitere 6 Prozent sind in anderen Bereichen tätig.

Klassische Hierarchiestufen in Kliniken und Krankenhäusern

Die Karriereleiter im stationären Bereich beginnt typischerweise mit der Einstellung als Arzt, Ärztin in Weiterbildung (AiW), ein Begriff, der allmählich die frühere Bezeichnung Assistenzärztin oder Assistenzarzt abgelöst hat, weil parallel zur medizinischen Betreuung der Patientinnen und Patienten die Ausbildung zum Facharzt, zur Fachärztin erfolgt. Dabei gibt es folgende typische Hierarchieebenen:

  • Arzt/Ärztin in Weiterbildung (5 bis 6 Jahre fachärztliche Weiterbildung, Patientenversorgung, zum Teil auch Stationsarzt)
  • Facharzt (Patientenversorgung im entsprechenden Fachgebiet)
  • Funktionsoberarzt (Aufgaben eines Oberarztes, allerdings nur vorübergehend ohne Planstelle)
  • Oberarzt (mit Führungsaufgaben, steht in seiner Position zwischen Fachärzten und leitendem Oberarzt)
  • Leitender Oberarzt (hohe Verantwortung, Stellvertreter der Chefärztin oder des Chefarztes)
  • Chefarzt (Arzt in leitender Funktion, trägt die fachliche und disziplinarische Verantwortung für die Klinik
  • Ärztlicher Direktor (Spitze der Ärzteschaft, übernimmt Gesamtverantwortung für die Klinik, auch auf wirtschaftlichem Gebiet)
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Stufe 1: Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung

Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung führen routinemäßige Patientenbetreuung auf ihrer Station durch wie Blutentnahmen und die morgendliche Visite, üben aber keine Leitungsfunktion aus. Bei Bedarf und Eignung übernehmen die Ärzte in Weiterbildung auch als Stationsarzt einen erweiterten Verantwortungsbereich. Sie sind dann erster Ansprechpartner für die PatientInnen auf ihrer Station. Während der Ausbildung zum Facharzt sind Beförderungen oder anderweitige Karrieresprünge nicht möglich.

Stufe 2: Fachärzte

In größeren Kliniken sind Fachärztinnen und Fachärzte zur Ausübung medizinischer Betreuung in ihrem Spezialgebiet beschäftigt. Ihr Verantwortungsbereich und ihre Tätigkeit ist dabei nicht per se mit einer Leitungsfunktion verbunden. Allerdings erfüllen sie als Fachärzte die Grundvoraussetzung, um bei entsprechender Eignung und Vakanz des angestrebten Postens zum Oberarzt, leitenden Oberarzt oder auf eine noch höhere Hierarchiestufe mit Führungsaufgaben befördert zu werden.

Sonderfall: Funktionsoberarzt

In vielen Klinken und Krankenhäusern arbeiten sogenannte Funktionsoberärzte. Dies ist als eine Art Zwischenstufe zu sehen, denn in der Praxis übernehmen die FunktionsoberärztInnen die Aufgaben der OberärztInnen, aber dies nur vorübergehend und ohne das entsprechende Oberarzt-Gehalt. Was nach einer undankbaren und nicht zufriedenstellenden Aufgabe klingt, kann bei der Bewerbung auf eine freie Oberarztstelle helfen.

Stufe 3: Oberärztinnen und Oberärzte

Während das Geschlechterverhältnis zwischen Frauen und Männern in der Fachärzteschaft noch einigermaßen ausgewogen ist, kippt es auf der nächsten und übernächsten Karrierestufe. Es zeigt sich je nach Fachrichtung ein starkes Missverhältnis zugunsten männlicher Besetzung der begehrten Posten. Nur in den Fachgebieten Frauenheilkunde und Dermatologie sind die Oberarztposten überwiegend mit Frauen besetzt.

Oberärztinnen und Oberärzte benötigen zusätzlich zu ihrer medizinisch-praktischen Betätigung außerordentliche Kompetenz in Personalführung und sind mit einer Fülle von administrativen und strategischen Aufgaben betraut. Die Arbeitsbelastung und die Verantwortung des Oberarztes sind enorm hoch. Abhängig von der Größe und Ausrichtung der Klinik stehen nur wenige Oberarztposten zur Verfügung, sodass mit einem hohen Konkurrenzdruck unter den Bewerberinnen und Bewerbern zu rechnen ist. Um einen der begehrten Posten als Oberarzt erreichen zu können, ist meist langjähriges Engagement notwendig und in vielen Fällen auch ein Arbeitgeberwechsel, der mit einem Ortswechsel verbunden sein kann.

Stufe 4: Leitender Oberarzt

In den Tarifverträgen sind die leitenden Oberärztinnen und -ärzte separat als Zwischenstufe vor dem Chefarzt aufgeführt. Die wichtigste Aufgabe eines leitenden Oberarztes ist die ständige Vertretung des Chefarztes. Eine Position als leitender Oberarzt verspricht gute Chancen auf eine Chefarztposition. Laut dem Tarifvertrag der Universitätskliniken erhalten leitende Oberärzte ein Einstiegsgehalt von 9.926 Euro brutto.  An kommunalen Krankenhäusern liegt das Gehalt bei 9.436 Euro pro Monat.

Stufe 5: Chefarzt

Auf der Karrierestufe Chefärzte, die für einige Kliniken gleichzeitig die oberste Sprosse auf der Karriereleiter für Ärztinnen und Ärzte bedeutet, sind Frauen deutlich unterrepräsentiert. Chefärzte tragen die medizinisch-fachliche und die personelle Verantwortung für die gesamte Klinik. Sie sind stark in Managementaufgaben eingebunden und haben nur noch eingeschränkt Zeit für ihre praktisch-medizinische Tätigkeit. In größeren Kliniken untersteht der Chefarzt dem ärztlichen Direktor, der auch in der wirtschaftlichen Verantwortung der Klinik steht. Meist teilt er sich seine Aufgaben mit einem Geschäftsführer, der in der Regel kein Arzt ist. Frauen sind auf dieser Ebene noch stärker unterrepräsentiert. Ihr Anteil schwankt zwischen 10 und etwa 30 Prozent.

Leitende Ärztin in einer Besprechung mit Kollegen.

Ab der Stufe Oberarzt verschlechtert sich das Verhältnis Männer zu Frauen zu Ungunsten der Frauen

Alternative Karrieremöglichkeiten für approbierte Ärztinnen und Ärzte

Je nach individuellen Neigungen und Fähigkeiten steht den Absolventen des Studiums auch andere Möglichkeiten eines beruflichen Werdegangs offen.

  • Medizinjournalist
  • Forschung
  • Lehre
  • Pharmaindustrie
  • Medizintechnik (zunehmender Bedarf an Technik-affinen Humanmedizinern)
  • Medizininformatik (breites Betätigungsfeld in der Digitalisierung in Kliniken, bei
  • Versicherungen und Behörden)
  • Politik und Übernahme öffentlicher Ämter im Bereich Medizin

Für approbierte Mediziner, die in privatwirtschaftlichen Unternehmen, in Organisationen oder beispielsweise in der Pharmaindustrie angestellt sind oder die sich außerhalb ärztlicher Praxen selbstständig gemacht haben, existieren keine klassischen Karrierestufen.

Titelbild: iStock.com/Fly View Productions

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