Arzt werden zu wollen ist eine Berufung.
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Wer als Ärztin oder Arzt arbeiten möchte, geht meist einer Berufung nach. Dennoch ist es sinnvoll, vor dem Bewerbungsverfahren noch einmal zu prüfen, ob die persönlichen Voraussetzungen für diesen Beruf gegeben sind. Für ein erfolgreiches Medizinstudium müssen Studierende ein gutes naturwissenschaftliches Verständnis besitzen. Sehr gute Englisch-Kenntnisse sind wichtig, um englische Fachliteratur zu lesen.
Wer den Arztberuf ausüben möchte, sollte zudem belastbar sein, über ein hohes Einfühlungsvermögen und gute Menschenkenntnis verfügen. Das Latinum ist heutzutage nicht mehr erforderlich, allerdings sind Lateinkenntnisse beim Lernen von Fachvokabular von Vorteil.
Der Andrang auf einen Studienplatz der Humanmedizin ist groß – fünfmal größer als es tatsächlich Studienplätze in Deutschland gibt. Aus diesem Grund werden die Studienplätze in einem zentralen Vergabeverfahren der Stiftung für Hochschulzulassung vergeben. Das heißt: Studieninteressierte bewerben sich nicht direkt an einer Universität, sondern nehmen am zentralen Vergabeverfahren der Stiftung teil, wobei der Studienwunschort angegeben werden kann. Die Bewerbung erfolgt durch eine Online-Registrierung. Die Auswahl der Studierenden richtet sich dann nach bestimmten Zulassungsquoten.
In Deutschland ist es selbst mit einem sehr guten Abitur schwer, einen Studienplatz für Medizin zu bekommen.
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TIPP: Die allgemeine Hochschulreife ist nicht der einzige Weg ins Medizinstudium. Die Bundesländer können auch andere Hochschulzugangsberechtigungen erlauben, wie etwa eine bestimmte berufliche Qualifikation. Das heißt: Auch ohne Abitur ist ein Medizinstudium möglich.
Das Medizinstudium zählt zu den schwersten Studiengängen überhaupt.
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Aktuell bieten mehr als 30 staatliche und vier private Universitäten in Deutschland ein Studium der Humanmedizin an. Zu den wohl bekanntesten Universitäten gehören die Berliner Humboldt-Universität, die Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg sowie die Hochschulen in Tübingen, Göttingen und Greifswald. Die mit Abstand meisten Studienplätze vergibt die Münchener Universität.
Im jährlichen CHE Hochschulranking, das nach den Kriterien „Studierende insgesamt“, „Allgemeine Studiensituation“, „Unterstützung zum Studienanfang“, „Studienorganisation“ und „Veröffentlichung pro Professor“ staatliche und private Universitäten je Fachrichtung vergleicht, landeten zuletzt folgende Unis unter den Top 10:
Die Regelstudienzeit eines Medeizinstudiums beträgt zwölf Semester.
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Die Aufnahmeprüfung ist geschafft, die Zulassung zum Medizinstudium liegt vor – es kann losgehen. Studierende erwartet nun ein intensives Studium mit einer Regelstudienzeit von zwölf Semestern. Laut ärztlicher Approbationsordnung sind es inklusive Prüfungsdauer sechs Jahre und drei Monate. Zu den festen Bestandteilen der Arztausbildung gehören ein vorklinischer Teil, ein klinischer Teil und das Praxisjahr.
Dieser Teil bildet das Grundstudium und dauert zwei Jahre. Hier lernen die Studierenden viel Theorie aus diversen naturwissenschaftlichen Bereichen wie Chemie, Biologie, Physik, Biochemie, Molekularbiologie, Anatomie, Physiologie sowie medizinische Psychologie und Soziologie.
Bis zur Anmeldung für den ersten Abschnitt zur ärztlichen Prüfung müssen die Studierenden außerdem einen dreimonatigen Krankenpflegedienst absolviert haben. Dieser kann in der unterrichtsfreien Zeit oder schon vor Beginn des Studiums stattfinden. Auch der Nachweis für eine Ausbildung in Erster Hilfe ist für die Anmeldung zur Prüfung notwendig. Das Grundstudium schließt mit dem Physikum ab, welches aus einer schriftlichen und einer mündlichen Prüfung besteht.
Ist das Physikum erfolgreich bestanden, folgt über drei Jahre der klinische Teil. Der Lernstoff in diesem Teil umfasst eine Vielzahl von Krankheitsbildern und deren Heilung. Im Laufe dieser drei Jahre müssen viele Leistungsnachweise aus den Fachgebieten der Medizin erbracht werden. Zum Beispiel aus der Augenheilkunde, Anästhesie, Chirurgie, Frauenheilkunde oder Dermatologie.
Weitere Leistungsnachweise sind in Querschnittsbereichen wie Ethik, Medizingeschichte oder Notfall- und Palliativmedizin nötig. Am Ende des klinischen Teils findet eine anspruchsvolle und umfangreiche schriftliche Prüfung statt, in der hauptsächlich Fallbeispiele abgefragt werden.
Im Rahmen des Studiums sammeln die Studierenden viel praktische Erfahrung.
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Zum klinischen Teil des Medizinstudiums gehört auch ein viermonatiges Praktikum – die sogenannte Famulatur. Diese muss in der unterrichtsfreien Zeit durchgeführt werden, also in den Ferien oder in einem Urlaubssemester, kann jedoch gesplittet werden. Meist sind vier Teile erlaubt, in manchen Bundesländern sogar noch mehr.
Für die ersten beiden Blöcke von je 30 Tagen müssen die Studierenden in einer stationären Einrichtung wie einem Krankenhaus oder einer Reha-Klinik arbeiten. Der dritte Teil ist in der ambulanten Versorgung, etwa in einer Arztpraxis oder einer Notaufnahme zu absolvieren. Der vierte Block muss in der hausärztlichen Versorgung stattfinden.
Im Anschluss an den zweiten Teil des Examens folgt das praktische Jahr, das laut Approbationsordnung 48 Wochen dauert und in drei Teile zu je 16 Wochen gegliedert ist. Für alle Studierenden Pflicht sind die beiden Fachbereiche Innere Medizin und Chirurgie. Der Fachbereich im dritten Teil ist frei wählbar (außer Innere Medizin und Chirurgie).
Am Ende des Praktischen Jahres steht eine mündliche und praktische Prüfung. Wer diese besteht, erhält das Staatsexamen und kann die Approbation (Zulassung für den Arztberuf) beantragen. Wer möchte und die Kraft dazu hat, kann während des Studiums auch schon seine Promotion schreiben.
Die Chirurgie zählt zu den Pflichtfächern im Medizinstudium.
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Augenheilkunde? Orthopädie? Chirurgie? Oder doch lieber mit einer Hausarztpraxis niederlassen? Der Arztberuf ist enorm vielfältig. Zurecht fragen sich viele Studierende, ab wann eine Spezialisierung sinnvoll ist. Tatsächlich hat diese Entscheidung jedoch Zeit, bis das Medizinstudium abgeschlossen ist. Das heißt: bis zur Facharztausbildung.
Wer bereits vorher sicher weiß, welche Fachrichtung es werden soll, kann auch schon während des Studiums entsprechende Weichen stellen – zum Beispiel durch die Wahl im Praxisjahr sowie durch andere Praktika. Das Gleiche gilt für die Famulatur.
An einer staatlichen Universität ist das Studium der Humanmedizin in der Regel kostenfrei. Anders an privaten Hochschulen oder im Ausland: Hier können hohe Gebühren anfallen.
Doch auch wer hierzulande an einer öffentlichen Universität studiert, muss Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Lehrmaterialien einkalkulieren. Übersteigen diese Ausgaben die eigenen Mittel, können Studierende BAföG oder einen Studienkredit beantragen. Auch ein Stipendium kann eine Möglichkeit zur Finanzierung des Medizinstudiums sein.
Tipp: Wer neben dem Studium arbeiten muss oder möchte, kann sich für einen Job an der Universität bewerben und gleichzeitig Praxiserfahrung sammeln.
Viele Studienanwärter entscheiden sich inzwischen für ein Medizinstudium im Ausland, da es in Deutschland deutlich mehr BewerberInnen als Studienplätze gibt. Ein Auslandsstudium hat viele Vorteile, allerdings ist mit hohen Studiengebühren zu rechnen. Diese variieren in den innereuropäischen Ländern stark und es lohnt sich, vorher genaue Informationen zu den verschiedenen Studienorten einzuholen. Die Anerkennung des Studiums ist innerhalb der EU meist problemlos möglich.
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Sabine Stahl
Die erfahrene Journalistin und Medizin-Redakteurin arbeitet seit 2021 in der doctari-Redaktion und beschäftigt sich am liebsten mit Ratgeber- und Statistikthemen.
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